Sparen mit Kombikredit
Bausparen (Teil 4 und Schluss)
Selbst die Stiftung Warentest ist voll des Lobes für ein Produkt der Bausparkassen. Das irritiert nicht allein die Finanzbranche. Hat aber gute Gründe – wenn die Lebensumstände des Verbrauchers danach sind.
Von Hermannus Pfeiffer Selbst in einer extremen Niedrigzinsphase, wie wir sie seit der Finanzkrise erleben, gibt es Gründe zum Bausparen. Die Finanzierung eigener vier Wände ist oft die größte Investition im Laufe eines Lebens.
Doch wer bauen will, ist gut beraten, rechtzeitig Geld zur Seite zu legen. Das muss nicht in Form des Bausparens sein, aber das kann es: Bausparer werden staatlich gefördert. Bausparer müssen nicht zwingend am Ende bauen. Bausparer müssen sich über die Sicherheit ihrer Einlagen keine Gedanken machen. Wer bauspart, erwirbt einen Anspruch auf ein zinsgünstiges Darlehen. Und Bausparer können auf eine »Sofortfinanzierungen« bauen.
Wer bei seinem Bausparvertrag das Mindestbausparguthaben erreicht hat, muss mehr oder weniger lange warten – bis zur »Zuteilung« des Bauspardarlehens durch die Bausparkasse. Dieser Zeitraum kann durch einen Zwischenkredit überbrückt werden. Dieser wird später mit dem zugeteilten Bausparvertrag abgelöst. »Für den Zwischenkredit gelten die marktüblichen Zinsen von Hypothekendarlehen«, wirbt der Bausparkassenverband VDPB. Das heißt für Sie als möglicher Kreditnehmer: Ein Vergleich mit anderen Angeboten lohnt sich. Für kurzfristig Entschlossene hilft der Sofortkredit Soweit der klassische Fall unter den 30 Millionen Bausparern in Deutschland. Was aber, wenn man noch nicht »gebauspart« hat? Auch für den halten Bausparkassen eine Lösung parat. Wer kurzfristig bauen, kaufen oder modernisieren will – ohne bereits einen Bausparvertrag zu besitzen –, kann bei Bausparkassen einen Sofortkredit erhalten.
In einem solchen Fall wird der normale Bausparvertrag mit einem sogenannten Vorausdarlehen kombiniert. Daher heißt diese Produktgruppe im Branchenjargon »Kombikredit«. Der Verbraucher schließt dazu einen Bausparvertrag über die benötigte Festsumme ab. Diese Summe erhält der Sparer gleichzeitig als tilgungsfreies Darlehen ausgezahlt.
Sie als Kunde zahlen für dieses Darlehen Zinsen und be- sparen zeitgleich ihren Bausparvertrag. Ist dieser dann eines Tages zuteilungsreif, wird damit das Vorausdarlehen abgelöst. Von da an zahlen Sie allein Zins- und Tilgungsraten für den neuen Kredit aus dem Bausparvertrag.
Die monatlichen Raten und Zinsen sind bei diesen sogenannten Kombikrediten bis zu 28 Jahre lang fix. Einige Bausparkassen bieten sogar noch länger laufende Verträge an. Angesichts der aktuell niedrigen Zinssätze und der Erwartung, dass die Zinssätze im Laufe der Zeit wieder nach oben gehen werden, kann dies für Häuslebauer attraktiv sein.
Allerdings bedenken Sie, dass auch die Bausparkassen dieses wissen und daher in ihre aktuellen Angebote solche erwartbaren Trends bereits »eingepreist« wurden. Auch eine Riester-Variante mit staatlicher Förderung ist möglich. Die besten Kombikredite der Bausparkassen haben in Tests selbst die Topangebote der Banken geschlagen. Es gilt also, nicht blind zu vertrauen. Schnäppchen gibt es auf dem Finanzmarkt nicht.
Kombikredite wurden sogar schon von der Stiftung Warentest gelobt, als »billig und sicher«. Doch Obacht. Die Reform des Bausparkassengesetzes, die in diesem Jahr (2016) in Kraft getreten ist, dürfte in der Praxis nicht die erhoffte Klarheit bringen.
Mancher Kombikredit könnte auch zukünftig günstiger erscheinen als er in Wirklichkeit für den Verbraucher ist. Achten Sie also hauptsächlich auf den »Gesamteffektivzins« von Bausparkassen. Er wird auch »Gesamtkosten als jährlicher Prozentsatz« genannt. Er enthält außer den Zinsen noch die Sparbeiträge und Gebühren für den Bausparvertrag. Ein Vergleich der Bankangebote ist wichtig Holen Sie vergleichbare Bankangebote ein. Bei einer Laufzeit von zwanzig Jahren vergleichen Sie den Gesamteffektivzins des Bausparangebots mit dem Effektivzins eines Bankdarlehens mit dem gleichen Zinsbindungszeitraum. Lassen Sie sich für jedes Angebot von der Bausparkasse einen Anspar- und Tilgungsplan für den Bausparvertrag erstellen. Achten Sie darauf, dass der Zinssatz für das Vorausdarlehen vertraglich bis zur Zuteilung des Bausparvertrags festgeschrieben wird. Dann müssen Sie keine Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank fürchten, wenn sich die Zuteilung verzögert. Die Teile 1 bis 3 unserer Serie zum Thema »Bausparen« erschienen in den nd-ratgebern vom 13., 20. und 27. Januar 2016.