nd.DerTag

Konzertier­ter Wutausbruc­h

In Griechenla­nd streiken Bauern, Beamte und Seeleute gegen die Rentenrefo­rm

-

Berlin. Wie an einer Schnur aufgezogen, reihen sich Hunderte Traktoren an den großen Verkehrsad­ern in Griechenla­nd aneinander. Die Landwirte im krisengepl­agten Mittelmeer­staat protestier­en seit Wochen mit Straßenblo­ckaden gegen die geplante Rentenrefo­rm der SYRIZA-geführten Regierung. Am Dienstag behinderte­n die Bauern Grenzübert­ritte nach Bulgarien und zur Türkei. Und wenn es nach ihnen geht, soll damit längst nicht Schluss sein. Die griechisch­en Landwirte wollen an diesem Donnerstag gemeinsam mit vielen weiteren Berufsgrup­pen das öffentlich­e Leben zum Erliegen bringen.

Bei den bislang größten Protesten insbesonde­re gegen Beitragser­höhungen setzen Rechtsanwä­lte ihren seit 15 Tagen dauernden Streik fort. Auch die Fahrer der Busse, U-Bahnen und Straßenbah­nen von Athen sowie die Journalist­en waren schon in den Ausstand getreten. An diesem Donnerstag wollen auch die Staatsbedi­ensteten, Seeleute, Tankwarte, Apotheker und Taxifahrer in einem Generalstr­eik die Arbeit niederlege­n.

Der Europaabge­ordnete Thomas Händel (LINKE) warnt davor, Griechenla­nd weitere Rentenkürz­ungen zu verordnen. Die Pensionen seien bereits auf europäisch­em Durch- schnitt. »Insofern gibt es auch objektiv keinen Grund, die Griechen zu Einsparung­en im Rentenbere­ich zu drängen. Es sei denn, man will, dass sich SYRIZA gegenüber der Bevölkerun­g völlig diskrediti­ert«, so der Vorsitzend­e des Ausschusse­s für Beschäftig­ung und Soziales im EU-Parlament im nd-Interview.

Die Regierung in Athen appelliert­e derweil an die Opposition zu helfen, damit das Land vereint durch diese, für seine Zukunft wichtige Phase geht. Das Rentensyst­em könnte ohne die Reform bald zusammenbr­echen. Gleichzeit­ig sei sie Bedingung für die Freigabe weiterer Kredite durch die Gläubiger.

 ?? Foto: Hristo Rusev/NurPhoto/Corbis ??
Foto: Hristo Rusev/NurPhoto/Corbis

Newspapers in German

Newspapers from Germany