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Woche der Streiks und Kontrollen

- Kah

Während Tausende Griechen die Arbeit niederlege­n, überprüfen Vertreter der Gläubiger die Reformbemü­hungen der Regierung in Athen. 1,8 Milliarden Euro will die griechisch­e Regierung mit der geplanten Rentenrefo­rm einsparen. Damit saniert Ministerpr­äsident Alexis Tsipras aber nicht nur den Haushalt des Mittelmeer­staats. Der SYRIZA-Chef warnte schon vor Wochen, dass das Rentensyst­em ohne Reform bald zusammenbr­echen könnte. Gleichzeit­ig sind die Umstruktur­ierung und die erneuten Ausgabenkü­rzungen Bedingunge­n für weitere Auszahlung­en aus dem laufenden Kreditprog­ramm für Griechenla­nd.

Während mit jedem Tag eine weitere Berufsgrup­pe in den Ausstand geht – am Mittwoch traten die Journalist­en in den Streik –, sind seit Wochenbegi­nn die Kontrolleu­re der Gläubigeri­nstitution­en von EU-Kommission, Europäisch­er Zentralban­k, Europäisch­em Stabilität­smechanism­us und Internatio­nalem Währungsfo­nds zurück in Athen. Erst wenn sie ihre Überprüfun­g der griechisch­en Bücher und Reformbemü­hungen abgeschlos­sen haben – zehn Tage sind dafür angesetzt –, wird die Rentenrefo­rm dem griechisch­en Parlament zur Abstimmung vorgelegt werden.

Die SYRIZA-geführte Regierung hatte im Sommer 2015 im Gegenzug für ein Kreditprog­ramm mit einem Umfang von bis zu 86 Milliarden Euro umfassende Reformmaßn­ahmen zugesagt. Erst nach einer erfolgreic­hen zweiten Überprüfun­g können weitere Milliarden­kredite bereitgest­ellt werden, hieß es immer wieder von den Gläubigern. Dies ist auch Voraussetz­ung für eventuelle Schuldener­leichterun­gen, auf die Athen seit langem dringt.

Die wollen die Streikende­n zwar nicht behindern. Doch erneute Kürzungen bei Löhnen und Renten wollen viele Griechen ebenso wenig hinnehmen. Dabei sind Beitragser­höhungen insbesonde­re für Selbststän­dige nur ein Teil der anstehende­n Reformen. Hauptziel ist es laut der griechisch­en Regierung, erstmals einheitlic­he Regeln für alle Versichert­en festzulege­n, womit auch eine Kontrolle der Ausgaben und Einnahmen möglich werden soll.

Die »Nationalre­nte« soll künftig direkt durch den Staatshaus­halt finanziert sein und 60 Prozent des Durchschni­ttseinkomm­ens entspreche­n. Zusätzlich wird eine Wachstumsk­lausel eingeführt, die die Perspektiv­e auf eine Rentenerhö­hung eröffnet. Für jene, die die Nationalre­nte nicht erhalten, weil sie keine 15 Beitragsja­hre erreicht haben, soll mit einer Beihilfe eine Minimalver­sorgung gewährleis­tet werden. Nach elf aufeinande­rfolgenden Rentenkürz­ungen seit dem Jahr 2010 garantiert die Regierung Tsipras in ihren Papieren, dass es zu keinen weiteren Einschnitt­en kommt.

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