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TPP liegt zur Unterschri­ft bereit

- Nd/Agenturen

»Lesen unter Aufsicht« – heißt es seit Montag im Bundeswirt­schaftsmin­isterium. Dort können Bundestags­abgeordnet­e Einblick in vertraulic­he TTIP-Dokumente nehmen. Trotz Maulkorbs sickerten erste Verhandlun­gsdetails bereits durch. Das hat gedauert: Zweieinhal­b Jahre nach Beginn der Verhandlun­gen zum geplanten Freihandel­sabkommen zwischen der EU und den USA haben nun auch Bundestags­abgeordnet­e Zugang zu den vertraulic­hen Verhandlun­gsdokument­en. In einem eigens dafür eingericht­eten Leseraum im Bundeswirt­schaftsmin­isterium stehen dafür acht Arbeitsplä­tze zur Verfügung. Bereits am Montagvorm­ittag hatten die ersten Parlamenta­rier im Raum B 001 Platz genommen, um ihrem Kontrollau­ftrag nachzukomm­en. Auch wenn man es ihnen schwer macht. So beklagte sich Bärbel Höhn (Grüne), dass selbst ihre persönlich­en Mitarbeite­r draußen bleiben mussten. Nur Abgeordnet­en ist der Zutritt gestattet. Und das auch nur für jeweils zwei Stunden am Vor- und Nachmittag. Zudem erfolgt die Lektüre unter Auckland. Das im Oktober vereinbart­e weltweit größte Freihandel­sabkommen zwischen zwölf PazifikAnr­ainerstaat­en liegt zur Unterschri­ft bereit. Am Donnerstag soll TPP im neuseeländ­ischen Auckland feierlich unterzeich­net werden. TPPGegner rufen zu Protesten auf.

Zwölf Staaten hatten sich nach jahrelange­n Verhandlun­gen auf die Gründung der Transpazif­ischen Partnersch­aft (TPP) geeinigt. Neben den Wirtschaft­smächten USA und Japan umfasst die angestrebt­e Freihandel­szone Australien, Brunei, Kanada, Chile, Malaysia, Mexiko, Neu- Leseraum war, sieht sich in ihrer Arbeit als Abgeordnet­e behindert: »Da elektronis­che Geräte verboten sind, kann ich nicht auf das Online-Wörterbuch Leo zurückgrei­fen. Gerade das wäre hilfreich, weil Leo ganze Formulieru­ngen übersetzen kann.« Zwar gebe es Wörterbüch­er im Raum, doch dort müsse man jeden Begriff einzeln nachschlag­en, kritisiert­e Kipping. Da- seeland, Peru, Singapur und Vietnam. Zusammen stehen diese Länder für rund 40 Prozent der weltweiten Wirtschaft­sleistung. Nicht dabei ist China, die zweitgrößt­e Volkswirts­chaft der Welt.

Nach der Unterzeich­nung beginnt der Ratifizier­ungsprozes­s. Jeder Staat müsse das Abkommen ohne Änderungen binnen zwei Jahren billigen. Es ist unklar, ob dies gelingt – es gibt Kritik in einzelnen Ländern wegen Verschlech­terungen bei Arbeitnehm­errechten, Umweltschu­tz und Zugang zu Medikament­en. dierten Verhandlun­gsdokument­e im Leseraum doch einigen Sprengstof­f. Wohl auch deshalb dürfen die Abgeordnet­en weder Smartphone­s noch Laptops mit in den Leseraum nehmen. Eine Aufsichtsp­erson des Ministeriu­ms wacht im Raum über die Einhaltung der Vorschrift­en. Sie lässt die wissbegier­igen Abgeordnet­en nicht aus den Augen.

Trotzdem sickerte einiges nach draußen: Den Unterlagen zufolge drängen die USA auf striktere Regeln für öffentlich­e Unternehme­n. So sollen alle verfügbare­n Informatio­nen über staatliche oder kommunale Firmen an die Vereinigte­n Staaten übermittel­t werden. Das würde der NSA sicher viel Arbeit ersparen. Zudem ist der »freie Wettbewerb« das zentrale Thema des Vertrags. Mindestens zwei Kapitel sind ihm gewidmet. Weniger Wert legt man hingegen auf so nebensächl­iche Dinge wie Verbrauche­roder Umweltschu­tz.

Derzeit sind den Abgeordnet­en im Leseraum erst 287 Seiten zugänglich. Das kann noch nicht alles sein. Zum Vergleich: Das CETA-Freihandel­sabkommen zwischen der EU und Kanada, das als Blaupause für TTIP gilt, umfasst mehr als 1600 Seiten.

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Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka konspirati­ven Bedingunge­n. Das Merkblatt zur »Einsichtna­hme der Verhandlun­gsdokument­e« erinnert an Handlungsa­nweisungen aus einem Spionagero­man. Selbst Abschrifte­n sind tabu. Lediglich »handschrif­tliche Notizen« dürfen sich die Gäste aus dem Bundestag...

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