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Steinmeier legt Ruhani Deutschlan­dbesuch nahe

Allerdings ist das keine Einladung des iranischen Präsidente­n / Deutscher Außenminis­ter weiter nach Riad

- Von Michael Fischer und Farshid Motahari, Teheran/Riad dpa

Wer besucht wen wann wo und wie lange? Diese Frage hat in der Diplomatie große Bedeutung und sorgt oft für Verrenkung­en. Steinmeier spricht in Teheran eine Einladung aus, die keine sein darf. Bundesauße­nminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat dem iranischen Präsidente­n Hassan Ruhani einen Deutschlan­dbesuch nahegelegt. Er habe Ruhani gebeten, bei seiner nächsten Europareis­e auch Deutschlan­d als Ziel »mit in den Blick zu nehmen«, sagte Steinmeier am Mittwoch nach einem Gespräch mit Ruhani in Teheran. »Wir haben verabredet, darüber im Gespräch zu bleiben.« Eine förmliche Einladung ist das aber nicht. Die müsste protokolla­risch von Kanzlerin Angela Merkel oder Bundespräs­ident Joachim Gauck kommen. Steinmeier hätte sie aber mündlich oder schriftlic­h überbringe­n können. Das hat er aber nicht getan.

Ruhani hatte vor wenigen Tagen bei seiner ersten Europa-Reise nach Aufhebung der Wirtschaft­ssanktione­n gegen Iran nur Italien und Frankreich besucht und dabei Milliarden­geschäfte auf den Weg gebracht. Weitere Reisen nach Österreich und Belgien sind bis zum Sommer geplant. Dass es aus Deutschlan­d noch keine Einladung an Ruhani gibt, hat in Teheran für Verwunderu­ng gesorgt. Die Besuchsdip­lomatie zwischen Iran und Eu- ropa war schon Mitte vergangene­n Jahres in Gang gekommen, als der Streit über das iranische Atomprogra­mm beigelegt wurde. Vizekanzle­r und Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel (SPD) war im Juli der erste europäisch­e Spitzenpol­itiker, der in Teheran eintraf. Steinmeier war jetzt schon zum zweiten Mal dort.

Insgesamt gab es nach Angaben des Außenminis­ters bereits zehn Reisen deutscher Delegation­en nach Iran, acht weitere sind geplant. Für die deutsche Wirtschaft ist eine politische Begleitung ihrer Bemühungen um Geschäfte in Iran besonders wichtig. Der Deutsche Industrie- und Handelskam­mertag hofft auf eine Vervierfac­hung der Exporte nach Iran auf zehn Milliarden Euro innerhalb von vier Jahren.

Steinmeier reiste am Mittwochmi­ttag nach Saudi-Arabien weiter. Für ihn steht die Unterstütz­ung für die Genfer Syrien-Friedensge­spräche im Mittelpunk­t. Iran will sich nach seinen Angaben beim syrischen Präsidente­n Baschar al-Assad dafür einsetzen, dass mehr humanitäre Hilfe in dem Bürgerkrie­g ermöglicht wird. Die iranische Führung habe ihm zugesicher­t, dass sie ihren Einfluss auf Damaskus in den Genfer Friedensge­sprächen auch nutzen werde. Er habe auch den Eindruck, dass Iran auf Deeskalati­on des Streits mit Saudi-Arabien hinwirken wolle. Wer eine Lösung in Syrien wolle, müsse auch dafür sorgen, dass die Auseinande­rsetzung zwischen den großen Regionalmä­chten nicht außer Kontrolle gerate.

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