Hinkley Point wird teurer als geplant
Greenpeace stellt Studie zu britischem AKW-Bau vor
Das geplante Atomkraftwerk Hinkley Point könnte den britischen Steuerzahler teurer kommen, als bisher erwartet. Dies legt eine am Mittwoch vorgestellte Studie im Auftrag des Hamburger Ökostromanbieters Greenpeace Energie nahe. Nicht nur die eigentlichen Baukosten des AKW würden demnach mehr kosten, es würden auch höhere Ausgaben für die Entsorgung von Atommüll sowie den möglicherweise nötigen Bau eines weiteren Endlagers in Großbritannien hinzukommen.
Dabei ist die Erweiterung des Atomkraftwerks an der Südwestküste Englands heftig umstritten. Es ist das erste AKW nach zwei Jahrzehnten, das in Großbritannien gebaut werden soll. Bereits im Herbst 2014 ging die EU-Kommission von deutlich höheren Baukosten als ursprünglich veranschlagt: Statt der zunächst geplanten 16 Milliarden Pfund schätzte Brüssel sie auf 24,5 Milliarden Pfund (31,2 Milliarden Euro). Was Hinkley Point C aber besonders teuer macht, sind die Betriebszuschüsse aus Steuermitteln, die der französische Betreiber EDF mit London ausdealte. Sie werden sich vermutlich auf umgerechnet 108 Milliarden Euro belaufen. »Selbst diese exorbitanten Subventionen für Hinkley Point C reichen offenbar nicht aus, um die langfristigen Entsorgungskosten abzudecken«, sagt Sönke Tangermann von Greenpeace Energy.
Vor allem jedoch müsste laut der Studie auf Grund der zusätzlich anfallenden Brennelemente ein zweites geologisches Tiefenlager gebaut werden, das bisher in den Entsorgungskosten überhaupt nicht berücksichtigt ist. Zudem werden sich die Endlagerungskosten wohl auf 473 000 Pfund pro Tonne Uran belaufen – 280 000 Pfund mehr als geplant. Dies mache zusätzliche Subventionen in Höhe von umgerechnet 585 Millionen Euro nötig. »Eine geschätzte Gesamtsubvention von rund 1,6 Milliarden Pfund oder 2,1 Milliarden Euro pro Reaktor wäre also erforderlich – und das nicht nur für die beiden für Hinkley Point C geplanten Reaktoren«, so Studienautorin Oda Becker. Da es weltweit noch kein einziges Endlager für hochradioaktiven Müll gebe, seien die Kosten zudem nicht durch Erfahrungswerte belegbar, was weitere Risiken mit sich bringe.