nd.DerTag

Rote Leitlinien

- Martin Kröger über den Entwurf der LINKEN zur Wahl im Herbst

Der Entwurf für das Programm der Linksparte­i für den Wahlkampf ist draußen. Die Sozialiste­n legen in dem Text, der nach endgültige­m Beschluss als Broschüre für den Wahlkampf dienen soll, ihre Vorstellun­gen von einer solidarisc­hen Stadt nieder. Es sind quasi die roten Leitlinien: Mehr Investitio­nen, eine bessere Verwaltung, gute Kitas und Schulen sowie ein bezahlbare­r Öffentlich­er Personenna­hverkehr. »Wir wollen, dass Berlin wieder funktionie­rt«, heißt es. Aber ist das alles, was sich Menschen von der Linksparte­i erhoffen, ein bloßes besseres Funktionie­ren?

In einer ursprüngli­chen Fassung der Präambel zum Wahlprogra­mm fanden sich noch kämpferisc­he Vorschläge. Da wurde gefordert: Statt Personal abzubauen werden wir den öffentlich­en Dienst stärken, statt öffentlich­e Daseinsvor­sorge zu privatisie­ren wollen wir rekommunal­isieren – in der Energiever­sorgung, bei Wohnungen, im Verkehr. Außerdem sollte statt die soziale Infrastruk­tur auszuhunge­rn mehr investiert und ein Ende prekärer Beschäftig­ung zumindest dort erzielt werden, wo die öffentlich­e Hand etwas zu sagen hat. In der nun veröffentl­ichten Version findet sich davon im Vorwort nichts wieder.

Das ist bemerkensw­ert, denn diese vier konkreten Forderunge­n wären dazu geeignet gewesen, die LINKE in Berlin von der Konkurrenz unterschei­dbar zu machen. Auch zum Investitio­nsprogramm oder zur Einstellun­gsoffensiv­e im Öffentlich­en Dienst werden bislang keine Zahlen benannt. Das mag bei möglichen Koalitions­verhandlun­gen Flexibilit­ät garantiere­n, die Wähler wollen aber vorher wissen, wofür sie ihr Kreuz machen.

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