Die »Marika Paech« hat wieder Oberwasser
Nach Frosteinbruch im alten Zollhafen von Gartz gesunkenes Fahrgastschiff gehoben – Ursache der Havarie unklar
Wie von Geisterhand gezogen, ist Anfang Januar im Gartzer Zollhafen ein Fahrgastschiff im Eis versunken. Jetzt wurde es gehoben, um untersucht und wieder flott gemacht zu werden. Am Dienstag hat die »Marika Paech« ihren unfreiwilligen Tauchgang im acht Meter Tiefen Becken des alten Zollhafens der Oder-Gemeinde Gartz (Uckermark) beendet. Spezialisten der Baltic Taucherei- und Bergungsbetrieb Rostock GmbH haben den Havaristen gehoben. Das Fahrgastschiff der »Oder-Schifffahrt Paech Line« war am Morgen des 18. Januar bei Frost und Eis urplötzlich gesunken. Personen waren nicht zu Schaden gekommen. Was genau zu der Havarie geführt hat, sei noch immer unklar und werde derzeit untersucht, sagte Ingo Heese, Sprecher der Polizeidirektion Ost in Frankfurt (Oder) auf »nd«-Nachfrage. Auch die Wasserschutzpolizei hält sich bedeckt.
Seniorchef Heinz Paech ist sich da ziemlich sicher: »Da ist bestimmt ein Seeventil eingefroren, so dass Wasser eindringen konnte.« Man müsse aber das Ergebnis der Untersuchungen abwarten, sagte er am Mittwoch. Er warte jetzt darauf, dass die Versicherung kommt. Am Ende werde die »Marika Paech« in die Werft bringen, um die Schäden zu begutachten und zu entscheiden, was weiter gesche- hen soll. »Das wird mindestens zwei Monaten dauern. Für die kommende Saison wird es dann schon eng«, so Heinz Paech. Er sei aber Optimist. Die »Marika Paech« sei zum Glück die ganze Zeit über mit dem zweiten Schiff der Firma, der deutlich größeren »Maria Paech«, vertäut und folglich nicht völlig versunken gewesen.
Die Oder-Schifffahrt hat eine lange Tradition, noch bis zur EU-Erweiterung waren die »Butterfahrten« nach Stettin ein Renner. Paech setzt seine Schiffe zu Rundfahrten und Ausflügen nach Stettin ein und bietet Charterfahrten an. Im vergangenen Jahr erst hatte Heinz Paech, der un- ter anderem in Gartz und Prenzlau Immobilien besitzt und ein Hotel betreibt, den alten Zollhafen – eine zuvor lange brachliegende Bundesliegenschaft – gekauft. Paech will im Hafen investieren, zuletzt war auch der Erwerb eines dritten Schiffes im Gespräch. Die »Märkische Oderzeitung« hatte über Pläne Paechs berichtet, eines seiner Schiffe in den polnischen Oderhafen von Gryfino zu verlegen und von dort aus zu betrieben. Der will der findige Geschäftsmann, wie zu lesen war, das Winterquartier seiner Flotte einrichten.
»Es kommt immer mal wieder vor, dass bei uns Schiffe untergehen«, er- läuterte Friedrich Peter Münch, Leiter des Wasserstraßen- und Schiffahrtsamtes Eberswalde (Barnim), dem »nd«. »Und wenn bei plötzlichem, starkem Frosteinbruch kann es schon mal geschehen, dass ein Seeventil einfriert.« Allein in dieser Saison mit der kurzen Frostperiode im Januar seien im Zuständigkeitsbereich seines Amtes drei Schiffe untergegangen, eine Segeljacht im Werbellinsee bei Altenhof (Barnim) sowie zwei Fahrgastschiffe – außer der »Marika Paech« in Gartz noch ein weiteres bei Oderberg (Barnim).
Unbestritten menschliches Versagen lag bei der Havarie eines polnischen Schubverbandes auf der Oder bei Reitwein vor. Dabei handle es sich um einen gänzlich anderen Sachverhalt, erläuterte Münch. Das Fahrzeug sei im Dezember auf der polnischen Seite der Oder rechtswidrig in Richtung Stettin unterwegs gewesen, denn zu dieser Zeit sei die Oder für den Schiffsverkehr gesperrt gewesen. Der Kapitän habe aber offenbar seine Fracht, einen halbfertigen Schiffsrumpf, unter allen Umständen zur Werft nach Stettin bringen wollen und sei auf eine Sandbank gelaufen. Gut einen Monat habe der Havarist dann im Eis festgelegen, doch am letzten Wochenende klammheimlich nach Stettin entschwunden. Die dortige Schifffahrtspolizei habe den Havaristen aber auf dem Radar behalten und ermittle gegen ihn mit weiteren zuständigen Stellen in Polen.