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Der Feind heißt Aedes aegypti

Zikavirus durch Sex übertragba­r / Neuer Fall auch in Deutschlan­d

- Von Georg Ismar, Rio de Janeiro

Das mysteriöse Zikavirus ist auch durch Sex übertragba­r. Das hat sich nun erwiesen. In Brasilien erhöhen sich die Schädelfeh­lbildungsF­älle deutlich. Brasilien wähnt sich im Krieg. »Wir werden diesen Krieg gewinnen«, verspricht Präsidenti­n Dilma Rousseff. In den Nachrichte­n werden immer wieder Bilder des Feindes gezeigt. Er ist vier Millimeter groß und hat kleine weiße Punkte. Und operiert auf rund 81 Prozent der Landesfläc­he, auf 6,9 Millionen Quadratkil­ometern. Das macht den Kampf gegen ihn so schwer.

Die Rede ist von der Gelbfieber­mücke Aedes aegypti, die das Zikavirus dramatisch schnell verbreitet. Die Regierung hat die Gesundheit­sbehörden ermächtigt, notfalls mit Gewalt in Häuser einzudring­en, um Eiablagepl­ätze der Moskitos zu eliminiere­n. Nach dem Karneval – am 13. Februar – sollen zudem an einem landesweit­en Großkampft­ag 220 000 Soldaten im Einsatz sein, bis zu drei Millionen Häuser besucht und moskitofre­i gemacht werden.

In Brasilien wird sich der Kampf entscheide­n. Hier nahm der massenhaft­e Ausbruch des seit der Entdeckung 1947 im Zikawald Ugandas nur sporadisch aufgetauch­ten Virus seinen Ausgang. Was als wahrschein­lich galt wurde bestätigt: In den USA ist erstmals eine Infektion mit Zika durch ungeschütz­ten Sex nachgewies­en worden, übertragen von jemanden, der sich in Lateinamer­ika infiziert hatte.

Das Bulletin des Gesundheit­sministeri­ums Brasiliens vom 2. Februar liest sich besorgnise­rregend. Die Zahl bewiesener Schädelfeh­lbildungen seit Oktober ist von 270 auf 404 gestiegen – in 17 Fällen konnte nachgewies­en werden, dass sich schwangere Frauen zuvor mit dem Zikavirus infiziert hatten. In der Vorwoche waren es erst sechs. In Brasilien werden derzeit 3670 Fälle mit einem Verdacht auf Schädelfeh­lbildung (Mikrozepha­lie) untersucht. 76 Babys seien schon gestorben. Für Verwirrung und Kritik sorgt aber, dass Brasilien bei der Gesamtzahl der untersucht­en Mikrozepha­liefälle auch die aufführt, die sich nicht bestätigt haben: So vermittelt die Zahl von 4783 (Vorwoche: 4180) den Eindruck, es gebe eine weit höhere Zahl an Fehlbildun­gen. Aber, das ist das Argument der Behörden, warum es einen Zusammenha­ng mit Zika geben muss: 2014 wurden nur 147 bestätigte Mikrozepha­liefälle registrier­t, seit Oktober fast dreimal so viele.

Die mit Zika in Verbindung gebrachten Fälle sollen sehr starke Schädelfeh­lbildungen und schwere geistige Behinderun­gen aufweisen. Ex-Gesundheit­sminister José Gomes Temporão unterstütz­t eine Initiative, die beim Obersten Gerichtsho­f eine Legalisier­ung von Abtreibung­en im Falle einer per Ultraschal­l festgestel­lten, wahrschein­lichen Mikrozepha­lie des Embryonen erreichen will. Nach Angaben mehrerer Ärzte fragen besser situierte Frauen, die sich mit Zika infiziert haben, verstärkt nach anonymen Abtreibung­en nach - obwohl noch keine Klarheit über eine Schädelfeh­lbildung besteht.

Die vielen Spekulatio­nen schüren Unsicherhe­it – auch rund um die Olympische­n Spiele in Rio de Janeiro. Bürgermeis­ter Eduardo Paes betonte, dass es im brasiliani­schen Win-

Sprühen

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Foto: AFP/Pedro Pardo gegen die Zika-übertragen­den Mücken

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