nd.DerTag

Gift gepredigt, nicht getrunken

- Kurt Stenger über das Rekordplus in den öffentlich­en Kassen

20 Milliarden Euro Überschuss in den öffentlich­en Haushalten – das hatten sich die staatliche­n Kassenwart­e noch vor wenigen Jahren nicht einmal in den kühnsten Träumen vorgestell­t. Und das satte Plus ist zu verzeichne­n trotz Eurokrise und einer Million Flüchtling­e. Dennoch sind nach dem Kassenstur­z am lautesten die Grübler und Miesmacher zu vernehmen, die vor den Kosten der Migrantena­ufnahme und dem Abschwung in den Schwellenl­ändern warnen. Die Botschaft: Geld beisammenh­alten und bloß keine Ausgabenpr­ogramme starten!

Gerade der Blick ins vergangene Jahr sollte eines Besseren belehren: Recht gute Gehaltsste­igerungen und das Einziehen einer Lohnunterg­renze, kleinere soziale Wohltaten wie die Rente mit 63 und stark gestiegene Staatsausg­aben für Flüchtling­e – dies alles kurbelte die Volkswirts­chaft an, was wiederum eine wichtige Voraussetz­ung für schwarze Zahlen in den öffentlich­en Haushalten ist. Also genau das Gegenteil des Gifts, was die Bundesregi­erung den Krisenländ­ern im Euroraum immer predigt oder gleich vorschreib­t. Es ist wenig verwunderl­ich, dass die nicht aus der Stagnation kommen und ihre Defizite trotz brachialer Kürzungen kaum drücken können. Davon will man in Berlin freilich nichts wissen. Hier lautet die Devise: Über Geldübersc­hüsse spricht man nicht.

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