nd.DerTag

Bundestroj­aner einsatzber­eit

Grünen-Politiker bezweifelt Verfassung­skonformit­ät der Durchsuchu­ngssoftwar­e

- Nd/dpa

Berlin. Nach monatelang­en Vorbereitu­ngen steht den Ermittlern von Bund und Ländern ein sogenannte­r Bundestroj­aner und damit eine höchst umstritten­e Software für Online-Durchsuchu­ngen fremder Rechner zur Verfügung.

Die Genehmigun­g für die Spionageso­ftware sei am Montag erteilt worden, sagte ein Sprecher des Bundesinne­nministeri­ums. Die technische­n Tests und der notwendige rechtliche Vorlauf seien abgeschlos­sen. Ursprüngli­ch wollte das Bundeskrim­inalamt (BKA) ihn im Herbst einsatzber­eit haben. Bei der OnlineDurc­hsuchung werden Daten auf der Festplatte eines Verdächtig­en abgeschöpf­t. Das ermöglicht Ermittlern, Kommunikat­ion mitzuverfo­lgen, bevor sie verschlüss­elt ist.

Der Grünen-Fraktionsv­ize Konstantin von Notz zeigte sich skeptisch, ob der Trojaner verfassung­skonform eingesetzt werden kann. »Das Bundesverf­assungsger­icht hat klargemach­t, dass ein heimlicher Fernzugrif­f nur unter strengsten Voraussetz­ungen und bei überragend wichtigen Rechtsgüte­rn zulässig sein kann.« Dies ist demnach etwa bei Gefahr für Leib und Leben oder Delikten gegen den Bestand des Staats der Fall. Von Notz forderte unter anderem, dass der dem Programm zugrundeli­egende Quellcode, also der Programmie­rtext der Software, offengeleg­t werden müsse. Ähnlich äußerte sich der Chaos Computer Club.

Das Innenminis­terium betonte, das Instrument komme nur aufgrund gesetzlich­er Voraussetz­ungen zum Einsatz. Die Bundesdate­nschutzbea­uftragte Andrea Voßhoff sei beteiligt gewesen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany