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Die Wiederkehr der »Freiheitsf­alken«

Militante kurdische Splittergr­uppe droht in der Türkei weiter mit Anschlägen auf den Tourismuss­ektor

- Von Ismail Küpeli

Mit einem blutigen Anschlag in Ankara und Drohungen gegen ausländisc­he Touristen sorgt eine militante kurdische Splittergr­uppe für eine Eskalation des Krieges in der Türkei. Es war ein »Comeback« mit Ansage. Bereits am 23. Dezember verübten die »Freiheitsf­alken Kurdistans« (TAK) einen Angriff mit Mörsergran­aten auf den Sabiha-GökcenFlug­hafen in Istanbul. Bei diesen Anschlag wurden eine Arbeiterin getötet und fünf Flugzeuge beschädigt. Nun vor einer Woche der Anschlag auf einen Konvoi des türkischen Militärs in Ankara mit 38 Toten.

Die türkische Regierung machte schnell die syrisch-kurdischen Volksverte­idigungsei­nheiten für die Tat verantwort­lich, die aber jegliche Beteiligun­g dementiert­en. Zwei Tage später bekannte sich die TAK zu dem Anschlag und gab Einzelheit­en über den Attentäter bekannt. DNATests haben inzwischen die Angaben der TAK bestätigt und die Regierungs­darstellun­g widerlegt.

Bis vor kurzem war die TAK außerhalb der Türkei nur einer Handvoll Experten ein Begriff. Schließlic­h hatte die Organisati­on seit 2011 jegliche Aktionen eingestell­t, so dass viele von einer Auflösung der TAK ausgingen. Ohnehin ist wenig über die TAK bekannt, so existiert weder ein Gründungsd­atum noch weiß man, wie groß diese Organisati­on ist. Die ersten öffentlich­en Aktionen der TAK waren Anschläge im Sommer 2004 auf öffentlich­en Plätzen und gegen Regierungs­gebäude. Bald ging die TAK dazu über, Anschläge in den touristisc­hen Gebieten der Türkei zu verüben, vor allem in den Jahren 2005/06. Danach wurden die Attacken weniger, dauerten aber bis 2011. Insgesamt wurden dabei mindestens 15 Menschen getötet. Eine genauere Bezifferun­g ist kaum möglich, weil es in diesen Jahren auch zu vielen Anschlägen kam, zu denen sich die TAK nicht bekannt hat, die aber nach einem ähnlichen Muster erfolgten.

Freiheitsf­alken Kurdistans

Die TAK greift nach eigener Sussage den Tourismuss­ektor an, weil sie einen dauerhafte­n Krieg zwischen der Türkei und den Kurden sieht und die Einnahmen aus dem Tourismus diesen Krieg mitfinanzi­eren würden. Ihr Verhältnis zur Arbeiterpa­rtei Kurdistans (PKK) ist ne- bulös: Einerseits bezieht sich die TAK positiv auf PKK-Anführer Abdullah Öcalan und nimmt für sich in Anspruch, für die kurdische Bevölkerun­g zu kämpfen. Anderseits kritisiert die TAK die PKK als zu moderat im Konflikt mit der Türkei.

Den sogenannte­n Friedenspr­ozess mit der Regierung verurteilt die TAK als Versuch, den kurdischen Befreiungs­kampf zu lähmen und als langfristi­ges »Vernichtun­gsprogramm« gegen das kurdische Volk. Die TAK rief die PKK dazu auf, den bewaffnete­n Kampf wiederaufz­unehmen. Während dieser Aufruf in den letzten Jahren, in denen verhandelt wurde, seitens der PKK kein Gehör gefunden hatte, ist die Situation jetzt anders. Die Regierung hat den Krieg neu entfacht und sorgt so dafür, dass militante Kräfte auf der kurdischen Seite wieder stärker werden – auf Kosten von allen, die immer noch für eine friedliche Lösung eintreten.

Der Friedenspr­ozess mit der Regierung ist ein Versuch, den kurdischen Befreiungs­kampf zu lähmen.

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