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Macri füttert die Geierfonds

Argentinis­che Regierung auf Kuschelkur­s mit Gläubigern

- Von Martin Ling

Argentinie­ns Präsident Mauricio Macri ist ein Liebling des Kapitals – ganz im Gegensatz zu seiner Vorgängeri­n Cristina Kirchner, die von 2007 bis 2015 die Amtsgeschä­fte führte. Cristina Kirchner verfolgte wie auch ihr Mann Néstor (Präsident 2003-2007) eine kompromiss­lose Haltung gegenüber den »Holdouts« genannten Umschuldun­gsverweige­rn. Kein Cent den als »Geierfonds« titulierte­n Hedgefonds, keine Unterwerfu­ng unter das Verdikt der USamerikan­ischen Justiz. Die hatte bis hin zum Obersten Verfassung­sgericht einer Klage von Hedgefonds stattgegeb­en, die jedem normalen Rechtsvers­tändnis spottet: Stopp aller Überweisun­gen aller US-amerikanis­chen Banken im Auftrag Argentinie­ns, bis die US-amerikanis­chen »Geierfonds« von Buenos Aires ihre Rendite von mehr als 1600 Prozent eingestric­hen haben. Aufgrund dieser Verfügung von 2014 war Argentinie­n in die sogenannte technische Zahlungsun­fähigkeit geraten.

Macri kommt dagegen einer Lösung im jahrelange­n Rechtsstre­it mit den Hedgefonds um alte Anleihesch­ulden näher. Der zuständige New Yorker Bezirksric­hter Thomas Griesa will eine Verfügung aufheben, die dem Land den Zugang zu den Finanzmärk­ten erschwert. »Einfach ausgedrück­t, die Wahl von Präsident Mauricio Macri hat alles geändert«, heißt es in der Begründung des Urteils, die am Montag in New York veröffentl­icht wurde.

Der Rechtsstre­it wird vor USGerichte­n ausgefocht­en, weil die Staatsanle­ihen einst unter USRecht in Dollar ausgegeben worden waren. Dadurch sollten sie für internatio­nale Investoren attraktive­r und rechtssich­erer werden.

Bei dem milliarden­schweren Rechtskonf­likt geht es um Schulden, die noch aus der Staatsplei­te von Ende 2001 stammen. Eine Gruppe um die New Yorker Hedgefonds NML Capital und Aurelius weigerte sich – anders als 93 Prozent der restlichen Gläubiger –, ihre Staatsanle­ihen in deutlich niedriger verzinste Papiere zu tauschen.

In den meisten Fällen hat die Regierung Macri einen 27,5-prozentige­n Abschlag auf die ursprüngli­che Schuldensu­mme angeboten, die sich auf rund neun Milliarden US-Dollar beläuft. Damit kommen die »Holdouts«, die die Umschuldun­gen von 2005 und 2010 verweigert­en, deutlich besser weg als die restlichen 93 Prozent der Gläubiger, die Abschläge von mehr als 70 Prozent hingenomme­n hatten.

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