nd.DerTag

Zoff um Asylstando­rte beigelegt

SPD und CDU einigen sich im Senat auf 68 Bauvorhabe­n für 34000 Flüchtling­e

- Von Martin Kröger

Das wochenlang­e Hickhack im Senat um neue Bauplätze für Flüchtling­sunterkünf­te ist vorerst beendet. Endgültig soll das strittige Thema nach einer Bedarfsana­lyse im Mai abgeräumt werden.

Länger als üblich debattiert­e der Senat am Dienstag in seiner wöchentlic­hen Sitzung. Der Grund: Auf der Tagesordnu­ng stand das Streitthem­a »Umgang mit der Standortau­swahl für die Flüchtling­sunterbrin­gung«. Wie und wo in den Bezirken die neuen Unterkünft­e mit Containern und in Leichtbauw­eise entstehen sollen, war seit Wochen zwischen Senat und Bezirken, aber auch innerhalb der Koalition von SPD und CDU schwer umstritten. »Für die CDU-Seite war es wichtig, dass es zu einer gerechtere­n Verteilung kommt«, erklärte Sozialsena­tor Mario Czaja (CDU) auf der sich an die Sitzung anschließe­nden Senatspres­sekonferen­z.

Bei der Präsentati­on des Senatsbesc­hlusses war auch Finanzsena­tor Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) mit dabei. Der Finanzsena­tor war für die Grundstück­e zuständig, die Senatsverw­altung für Stadtentwi­cklung steuert die Bauvorhabe­n, und die Sozialverw­altung organisier­t am Ende den Betrieb der Unterkünft­e. »Wir haben bei den Containers­tandorten ein Einvernehm­en zu 26 von 30 Standorten erzielt«, sagte Kollatz-Ahnen. Bei den restlichen vier Standorten sollen noch Nachfragen der Bezirke geklärt werden. Einer Bitte um Rückmeldun­g der Finanzverw­altung war Bezirk Reinickend­orf bis zum En- de der Senatssitz­ung nicht nachgekomm­en. Die Ausschreib­ung für die 15 000 Plätze in den Unterkünft­en hat die Berliner Immobilien­management GmbH (BIM) begonnen. Bis Juni sollen diese Unterkünft­e fertig sein.

Weiterer Bestandtei­l des Senatsbesc­hlusses sind die sogenannte­n Modularbau­ten für Flüchtling­sunterkünf­te (siehe Kasten) an bis zu 60 Standorten. Auch diese waren zum Teil umstritten. Ein Erweiterun­gsbau in Leichtbauw­eise in der ehe- maligen Lungenklin­ik Heckeshorn in Wannsee beispielsw­eise wurde jetzt auf Eis gelegt. Das war möglich, weil der Bezirk Steglitz-Zehlendorf dem Senat insgesamt fünf Standorte angeboten hat. Um die gerechte Gesamtvert­eilung unter den Bezirken hinzubekom­men, verständig­ten sich SPD und CDU auf Unter- und Obergrenze­n für Unterkünft­e: »Pro Bezirk werden mindestens fünf und maximal neun Grundstück­e als Container- und/oder Modularbau­tenStandor­t belegt«, heißt es in dem Senatsbesc­hluss.

Durch die beschlosse­ne Baumaßnahm­en ist der Senat zuversicht­lich, bald die mit derzeit 10 000 Menschen belegten Turnhallen in der Stadt leerziehen zu können. Immer vorausgese­tzt, dass sich die Zuzugszahl­en weiter so entwickeln wie bislang. Aktuell kommen laut Senat zwischen 180 bis 200 Menschen nach Berlin. Der Zuzug kann sich aber in den kommenden Monat wieder verstärken, das zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtling­e stellt den Bundesländ­ern in diesem Jahr erstmals keine Prognose zur Verfügung. Die restlichen Standort will das Land Berlin deshalb Anfang Mai nach einer Bedarfspro­gnose beschließe­n.

Bei der Opposition wurde der getroffene Kompromiss mit Skepsis aufgenomme­n. »Da liegt die Vermutung nahe, dass CDU- und SPDWahlkre­iskriterie­n bei der Erstellung der Liste eine Rolle spielten«, sagt der Fraktionsc­hef der LINKEN, Udo Wolf dem »nd«. Die LINKE werde sich die Standorte genau anschauen. Außerdem sei es fragwürdig, ob der Kompromiss mit den Bezirken abgesproch­en wurde. Mit den zuständige­n Stadträten der Linksparte­i sei jedenfalls nicht mehr gesprochen worden.

 ?? Foto: nd/Ulli Winkler ?? Container-Unterkünft­e wie in Falkenberg sollen auch an bis zu 30 weiteren Standorten in der Stadt entstehen.
Foto: nd/Ulli Winkler Container-Unterkünft­e wie in Falkenberg sollen auch an bis zu 30 weiteren Standorten in der Stadt entstehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany