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Flüchtling­e bekommen keine Bankkonten

Zuständige Sparkassen-Filialen sind überlastet / Stundenlan­ges Schlangest­ehen ist die Folge

- Von Maria Jordan Mit dpa

Ein Bankkonto ist wichtig, auch für Flüchtling­e. Doch die Eröffnung eines Kontos ist in den meisten Banken derzeit nicht möglich. Im Januar sollte alles einfacher werden. Die Bundesfina­nzaufsicht (BaFin) beschloss eine neue Verordnung, nach der für die Kontoeröff­nung nun die Bestätigun­g einer Ausländerb­ehörde, in der die Identität des Antragstel­lers vermerkt ist, rei- chen sollte. Trotzdem ist für Geflüchtet­e nach wie vor schwierig, zum eigenen Girokonto zu kommen.

So gibt es in ganz Berlin nur zwei Bankfilial­en, bei denen Asylbewerb­er die Möglichkei­t haben, ein Konto einzuricht­en. Dies sind die »KundenCent­er für Flüchtling­e« der Berliner Sparkasse in Lichtenber­g und Wilmersdor­f. Andere Banken in der Hauptstadt bieten diesen Service bisher nicht an. Wer Deutsch, Englisch oder Arabisch spricht, braucht in diesen Spezialfil­ialen auch keinen Dol- metscher, alle anderen müssen einen Übersetzer mitbringen. Neben der Registrier­ungsurkund­e einer deutschen Ausländerb­ehörde müssen die Flüchtling­e außerdem eine polizeilic­he Meldebestä­tigung mit aktuellem Wohnsitz in Berlin vorlegen.

So weit so gut. Doch die zwei zuständige­n Filialen sind völlig überlastet, der Andrang ist groß. Endlose Schlangen und angespannt­e Stimmung bei Wartenden und Sicherheit­spersonal erinnern an die kritischen Zustände vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo). »Die Zustände vor der Sparkasse sind menschenun­würdig und erschrecke­nd«, sagt ein ehrenamtli­cher Helfer. »Trotz seiner Körperbehi­nderung musste der junge Mann, den ich begleitete, mehrere Stunden im Stehen vor der Sparkasse warten.« Nach seinen Angaben stehen schon viele Stunden vor der Öffnung der Filialen zahlreiche Flüchtling­e vor der Sparkasse. Bis zu 60 Menschen warten dort täglich. Laut Angaben des Flüchtling­srates bekommen aber maximal 30 von ihnen einen Termin. Daher werden bereits vormittags viele Wartende wieder weggeschic­kt. Wer keinen Termin bekommen hat, darf morgen wiederkomm­en. Das scheint Berliner Standard im Umgang mit Flüchtling­en zu sein.

Die Berliner Sparkasse hat nach eigenen Angaben bereits 13 000 Kon- ten für Flüchtling­e eröffnet, nun seien andere Banken am Zug. »Wir leisten mit den beiden Filialen bereits einen großen Beitrag«, sagt eine Sprecherin. Weitere Kundencent­er für Flüchtling­e seien daher nicht geplant.

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Foto: dpa/Ole Spata Wartende Asylsuchen­de vor einer Sparkassen-Filiale

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