Flüchtlinge bekommen keine Bankkonten
Zuständige Sparkassen-Filialen sind überlastet / Stundenlanges Schlangestehen ist die Folge
Ein Bankkonto ist wichtig, auch für Flüchtlinge. Doch die Eröffnung eines Kontos ist in den meisten Banken derzeit nicht möglich. Im Januar sollte alles einfacher werden. Die Bundesfinanzaufsicht (BaFin) beschloss eine neue Verordnung, nach der für die Kontoeröffnung nun die Bestätigung einer Ausländerbehörde, in der die Identität des Antragstellers vermerkt ist, rei- chen sollte. Trotzdem ist für Geflüchtete nach wie vor schwierig, zum eigenen Girokonto zu kommen.
So gibt es in ganz Berlin nur zwei Bankfilialen, bei denen Asylbewerber die Möglichkeit haben, ein Konto einzurichten. Dies sind die »KundenCenter für Flüchtlinge« der Berliner Sparkasse in Lichtenberg und Wilmersdorf. Andere Banken in der Hauptstadt bieten diesen Service bisher nicht an. Wer Deutsch, Englisch oder Arabisch spricht, braucht in diesen Spezialfilialen auch keinen Dol- metscher, alle anderen müssen einen Übersetzer mitbringen. Neben der Registrierungsurkunde einer deutschen Ausländerbehörde müssen die Flüchtlinge außerdem eine polizeiliche Meldebestätigung mit aktuellem Wohnsitz in Berlin vorlegen.
So weit so gut. Doch die zwei zuständigen Filialen sind völlig überlastet, der Andrang ist groß. Endlose Schlangen und angespannte Stimmung bei Wartenden und Sicherheitspersonal erinnern an die kritischen Zustände vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo). »Die Zustände vor der Sparkasse sind menschenunwürdig und erschreckend«, sagt ein ehrenamtlicher Helfer. »Trotz seiner Körperbehinderung musste der junge Mann, den ich begleitete, mehrere Stunden im Stehen vor der Sparkasse warten.« Nach seinen Angaben stehen schon viele Stunden vor der Öffnung der Filialen zahlreiche Flüchtlinge vor der Sparkasse. Bis zu 60 Menschen warten dort täglich. Laut Angaben des Flüchtlingsrates bekommen aber maximal 30 von ihnen einen Termin. Daher werden bereits vormittags viele Wartende wieder weggeschickt. Wer keinen Termin bekommen hat, darf morgen wiederkommen. Das scheint Berliner Standard im Umgang mit Flüchtlingen zu sein.
Die Berliner Sparkasse hat nach eigenen Angaben bereits 13 000 Kon- ten für Flüchtlinge eröffnet, nun seien andere Banken am Zug. »Wir leisten mit den beiden Filialen bereits einen großen Beitrag«, sagt eine Sprecherin. Weitere Kundencenter für Flüchtlinge seien daher nicht geplant.