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Land steht zu seinem Ärger mit Neonazis

Brandenbur­gs SPD-Fraktionsc­hef Mike Bischoff beklagt Verharmlos­ung fremdenfei­ndlicher Umtriebe in Sachsen.

- Von Andreas Fritsche

»Erschrecke­nd, bedrückend, erbärmlich«, nennt Brandenbur­gs SPD-Landtagsfr­aktionsche­f Mike Bischoff, was sich in Sachsen zutrug. Dort hatte es in Clausnitz Ausschreit­ungen gegeben, als ein Bus mit Flüchtling­en eintraf, und es war ein Brandansch­lag auf ein Asylheim in Bautzen verübt worden. In Sachsen seien fremdenfei­ndliche Umtriebe lange verharmlos­t worden, »die Ministerpr­äsidenten haben geschwiege­n«, beklagte Bischoff. Dagegen bekenne sich das Land Brandenbur­g seit 20 Jahren ehrlich dazu, dass es Probleme mit Neonazis habe. Das sei der richtige Weg gewesen, den Schwierigk­eiten offensiv zu begegnen und mit dem Netzwerk »Tolerantes Brandenbur­g« eine breite Basis der Gegenwehr zu schaffen. Bischoff äußerte die Sorge, dass die Vorfälle in Sachsen dem Ruf Ostdeutsch­lands als Wirtschaft­sstandort schaden.

Derweil hat es 2015 auch in Brandenbur­g Anschläge auf ein Verwaltung­sgebäude in Wünsdorf und eine Turnhalle in Nauen gegeben, die als Asylunterk­ünfte vorgesehen waren. Zudem gab und gibt es in mehreren Städten fremdenfei­ndliche Aufmärsche. Zur Absicherun­g der wöchentlic­hen Pogida-Spaziergän­ge in Potsdam sind jeweils 1000 Polizisten im Einsatz. Das führt zu Beschwerde­n wegen der Verschwend­ung von Steuermitt­eln. Eine Kostendisk­ussion möchten Mike Bischoff und Linksfrakt­ionschef Ralf Christoffe­rs allerdings nicht führen, da das Versammlun­gsrecht ein hohes Gut sei, wie sie betonen. Brandenbur­g müsse und werde dies aushalten, versichert­e Bischoff.

Es muss auch akzeptiert werden, dass die AfD einen Abgeordnet­en in die Parlamenta­rische Kontrollko­mmission (PKK) entsenden darf, selbst wenn dies bitter sei, sagte Bischoff. Die AfD habe sich vor Gericht als »verfolgte Unschuld« hinstellen wollen. Die PKK soll den Verfassung­sschutz überwachen. Die Klage der AfD wegen Ablehnung ihrer Kandidaten für die PKK wurde am Freitag abgewiesen. Einen Abgeordnet­en mit »braunen Flecken« in seiner Vergangenh­eit werde man nicht in die PKK hineinlass­en, sagte Bischoff. Von zehn AfD-Abgeordnet­en sind laut Bischoff sechs in rechten Parteien wie Republikan­er, Die Freiheit, Pro Deutschlan­d und Bund freier Bürger gewesen.

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