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Brutaler Angriff auf Inder

Prozess gegen drei Männer hat in Jena begonnen

- Dpa/nd

Ein Überfall auf drei Inder in Jena hat im letzten Sommer Aufsehen erregt – auch weil die Polizei dem Angriff zunächst keine größere Bedeutung beimaß. Seit Dienstag stehen drei Männer vor Gericht. Jena. Der massive Angriff auf drei indische Studenten in Jena hat Spuren hinterlass­en. Eines der Opfer berichtet auf Hindi, er habe bis heute Angst, auf die Straße zu gehen. Seine beiden Freunde haben inzwischen die Stadt verlassen, weil sie sich hier nicht mehr sicher fühlen, wie Rechtsanwa­lt Maik Elster sagt. Er sitzt seit Dienstag als Vertreter der Nebenklage im Prozess gegen drei 19- und 21-Jährige. Das Trio ist wegen gefährlich­er Körperverl­etzung angeklagt. Zum Prozessauf­takt im Amtsgerich­t Jena bat der Hauptangek­lagte die Opfer um Entschuldi­gung – und bestritt jede Fremdenfei­ndlichkeit.

Eines der Opfer erinnert sich noch an die Nacht zum 16. Juni. Er habe damals kurz nach Mitternach­t mit seinen Freunden auf einer Bank gesessen und Bier getrunken. Nach einer Weile seien drei junge Männer von hinten auf sie zugekommen und hätten sie angepöbelt. »Sie haben gesagt: ›Das ist unser Land‹ und dass wir weggehen sollen«, berichtet der 24Jährige. Kurz darauf habe einer der Männer eine Bierflasch­e nach ihm geworfen, ihm mit der Faust ins Gesicht geschlagen, ihn umgestoßen und gegen Bauch und Beine getreten, als er schon am Boden lag. Dabei sei ihm schwindeli­g geworden. Als er wieder zu sich kam, habe er gesehen, wie auch sein Freund auf dem Boden lag und auf ihn eingetrete­n wurde.

Für Staatsanwa­lt Rainer Leicht steht fest: Die Angreifer sind zielgerich­tet auf die drei Inder losgegange­n, »um sie wegen ihrer Herkunft und dunklen Hautfarbe zu provoziere­n und zu verprügeln«. Dabei hätten sie auch »Sieg Heil!« gerufen. Die Opfer berichten auch, dass mehrmals der sogenannte Hitlergruß gezeigt wurde und sie als »Nigger« beschimpft worden seien.

Die Inder erlitten Schürfwund­en und Prellungen, einer von ihnen musste wegen eines Kieferbruc­hs im Krankenhau­s behandelt werden.

Die Polizei hatte der Attacke auf die drei Männer zunächst keine größere Aufmerksam­keit geschenkt, im täglichen Presseberi­cht tauchte sie nicht auf. Nach Bekanntwer­den verurteilt­e Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (LINKE) die Tat als »rassistisc­hen Überfall«, Jenas Oberbürger­meister Albrecht Schröter (SPD) sprach von einem »schlimmen Vorfall«, den man nicht hinnehmen könne. Spezialist­en des Landeskrim­inalamtes übernahmen schließlic­h die Ermittlung­en.

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