Die Königsklasse des europäischen Basketballs verklagt den Weltverband
Mit zwei verschiedenen Modellen kämpfen die Euroleague und die FIBA um den wichtigsten Vereinswettbewerb. Jetzt soll die EU-Kommission in Brüssel entscheiden
Die Situation zwischen Euroleague und FIBA ist verfahren. Jetzt gibt es sogar eine Klage vor der Europäischen Kommission. Die Bundesliga hält sich noch bedeckt, sie will das Beste für sich herausholen. Die Zukunft das Basketball-Europapokals ist jetzt sogar ein Fall für die Europäische Kommission. Weil sie dem Weltverband unerlaubte Einflussnahme auf ihre Klubs vorwirft, hat die Euroleague Klage gegen die FIBA und den europäischen Ableger FIBA Europe in Brüssel eingereicht. Hintergrund ist der seit Monaten schwelende Streit zwischen der Euroleague, die derzeit die Basketball-Königsklasse ausrichtet, und der FIBA, die ab der kommenden Saison selbst eine Champions League nach Vorbild des Fußballs organisieren will.
Seit Wochen überhäufen sich die Protagonisten mit Vorwürfen, die Stimmung zwischen beiden Parteien ist längst vergiftet. »Es ist leider so, dass sich FIBA und Euroleague auseinanderdividiert haben. Das macht es für den Sport schon schwieriger«, sagte Bambergs Geschäftsführer Rolf Beyer.
Zwei Modelle liegen auf dem Tisch. Die Euroleague will ihren Wettbewerb von derzeit 24 auf 16 Mannschaften reduzieren. Das Format jeder gegen jeden mit Hin- und Rückspiel entspricht praktisch einer Europaliga. Elf Klubs, die sogenannten A-LizenzInhaber, sind gesetzt, fünf weitere sollen über eine Qualifikation und den Eurocup dazu kommen. Mit dem Vermarkter IMG hat Boss Jordi Bertomeu einen starken Partner für zehn Jahre gewonnen. »Das ist eine historische Wende im europäischen Basketball«, sagte er dem Fachmagazin »BIG«.
Der Vorschlag der FIBA sieht eine Champions League mit 32 Mannschaften vor, die in der Vorrunde auf vier Gruppen mit je acht Teams verteilt werden. Anders als bei der Euroleague sollen für die Teilnahme an diesem Wettbewerb ausschließlich sportliche Kriterien, also das Abschneiden in der Liga, herangeführt werden. Die Euroleague wirft der FIBA nun vor, die Klubs zu erpressen und mit Sanktionen zu drohen, wenn sie nicht bei der Champions League mitmachen. Das soll die Europäische Kommission klären. »Die Euroleague ist ein funktionierendes wirtschaftliches Modell mit einem kommerziellen Hintergrund. Die FIBA muss die sportlichen Interessen vertreten. Jetzt musst du diese beiden Dinge zusammenbringen«, sagte Beyer. »Was sich am Ende durchsetzt, ist im Moment noch völlig offen«, meinte Alba Berlins Geschäftsführer Marco Baldi.
Am Montag versammelte die BBL ihre Klubs in Stuttgart, um über die Situation zu beraten. Während sich zum Beispiel die Verbände in Frankreich und Italien für den FIBA-Vorschlag entschieden haben, hält sich die Bundesliga noch bedeckt. »Wir werden jetzt noch einmal mit klaren Vorstellungen und einem gesunden Selbst- vertrauen an beide Organisatoren herantreten«, sagte BBL-Präsident Alexander Reil. »Beide Seiten sagen immer, wie wichtig der deutsche Markt für sie ist. Das müssen sie dann auch beweisen«, sagte Bayern Münchens Geschäftsführer Marko Pesic.
Die Bundesliga sieht sich in einer komfortablen Position. Sportlich entwickelt sich der deutsche Basketball seit Jahren. In der Euroleague sorgt Bamberg für Furore, im Eurocup stehen mit Alba, Bayern und Oldenburg drei Klubs im Achtelfinale. Frankfurt dominiert den FIBA Europe Cup. »Eine unserer Prämissen ist natürlich, dass möglichst viele von unseren Klubs international vertreten sind«, sagte der Sportliche Leiter der BBL, Jens Staudenmayer. Doch wo und wie ist weiter offen. Wie so vieles in diesem Zusammenhang. Am wahrscheinlichsten ist, dass es in der neuen Spielzeit sowohl die Euroleague als auch die Champions League geben wird. Und vielleicht sogar noch einen oder zwei weitere Wettbewerbe.