Vermögensbildung – Vater Staat hilft
Mehr als zwei Billionen Euro liegen laut Bundesbank auf Sparbüchern und Girokonten nahezu unverzinst herum. Verschenktes Geld. Selbst für »faule« Anleger gibt es bessere Möglichkeiten. Und das Beste: Der Staat zahlt mit.
Einst in Bonn beschloss der Bundestag ein Gesetz mit dem programmatischen Titel: »Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand«. Von diesem Vermögensbildungsgesetz können Sparer noch heute profitieren. Bis zur Verabschiedung 1961 war es politisch umstritten. Begünstigt wurde es durch eine Regierungsstudie, die in der westdeutschen Öffentlichkeit für Aufregung sorgte: Danach besaßen weniger als 2 Prozent der Bevölkerung 70 Prozent des Produktivvermögens.
Im wiedervereinten Deutschland ist der Reichtum ähnlich ungleich verteilt. Trotzdem lohnt sich, die Chancen auf Zulagen von Vater Staat zu nutzen. Ich weiß gar nicht, ob mein neuer Chef zahlen wird. Viele Unternehmen zahlen »Vermögenswirksame Leistungen« (VL) an ihre Beschäftigten. Je nach Branche gibt es monatlich zwischen 6,65 Euro (Deutsche Telekom) und 40 Euro (Energieversorger). Die Mühe lohnt doch nicht Irrtum. Zahlt der Arbeitgeber monatlich 40 Euro VL an Sie, macht das über sechs Jahre 2880 Euro – plus Zinsen und staatlichen Zuschlägen. Wie erfahre ich, ob meine Firma mir VL entrichten müsste? Ob Ihr Betrieb mitmacht, verrät ein Blick in den Tarif- bzw. Arbeitsvertrag oder – soweit vorhanden – in die Betriebsvereinbarung. Sie können im Tarifarchiv der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung (unter www.boeckler.de) nachschauen. Oder Sie fragen in der Personalabteilung, beim Betriebsrat oder Ihrer Gewerkschaft nach. Wenn mein Betrieb nicht zahlt? Selbst wenn Ihr Arbeitgeber nicht zahlt, können Sie unter bestimmten Bedingungen von einer staatlichen Förderung profitieren. Dazu müssen Sie vermögenswirksam Sparen. Muss ich da etwas tun? Ein klein bisschen sind Sie gefordert. Ein Einstieg in die Vermögenswirksamen Leistungen und das VL-Sparen sind jederzeit möglich. Dazu müssen Sie nur einen speziellen VL-Sparplan etwa bei einer Bank oder Sparkasse abschließen. Vom Anbieter erhalten Sie dann ein Formular mit Kontodaten, das Sie Ihrem Arbeitgeber vorlegen. Der überweist das Geld direkt auf Ihr Anlagekonto. Bei einem Arbeitsplatzwechsel können Sie den Vertrag im neuen Betrieb weiterführen. Gilt VL auch für Beamte? Einen Anspruch auf staatlichen Zuschuss haben Auszubildende, Arbeitnehmer, aber auch Beamte und Berufssoldaten. Was kriege ich dafür? Mit der Arbeitnehmersparzulage beteiligt sich der Staat am Aufbau Ihres Vermögens. Gefördert werden zwei Varianten: das Beteiligungssparen (wie in Aktienfonds) und das Bausparen.
Wenn Sie sich für einen Bausparvertrag entscheiden, legen Sie bis zu 470 Euro pro Jahr auf die hohe Kante. Der Staat steuert 9 Prozent bei. Maximal 43 Euro pro Jahr.
Wollen Sie in Aktienfonds investieren, sparen Sie bis zu 400 Euro pro Jahr. Sie können dann sogar 20 Prozent, maximal 80 Euro/Jahr, vom Staat erhalten. Ich bin erst 16 und Schülerin. Was muss kommt für mich infrage? Zum Beispiel die Wohnungsbauprämie. Sie bekommt jeder schon ab 16 Jahre. Sie müssen aber mindestens 50 Euro jährlich in einen Bausparvertrag sparen. Die Wohnungsbauprämie beträgt 8,8 Prozent auf die jährlich eingezahlten Beiträge. Wichtig: Ein Bausparvertrag verpflichtet Sie nicht dazu, später auch tatsächlich zu bauen. Allerdings sollten Sie für diesen Fall einen Bausparvertrag mit vergleichsweise hoher Verzinsung wählen. Altersvorsorge soll besonders für Familien interessant sein? Stimmt. Die staatliche Rente fällt zwar für alle zukünftigen Ruheständler zunehmend geringer aus. Aber die staatliche Förderung – für jedes Kind gibt es »extra« – sorgt dafür, dass die private Altersvorsorge für Familien und übrigens auch für Menschen mit niedrigen Einkommen besonders attraktiv ist. Das gilt allerdings auch für hohe Einkommen mit hohem Steuersatz. Ist das Angebot der privaten Renten nicht unübersichtlich? Stimmt auch. Altersvorsorge ist daher nur etwas für »Faule«, wenn Sie sich an Folgendem orientieren:
Beschäftigte sollten auf eine betriebliche Altersvorsorge setzen. Aufgrund ihrer Größe können branchenweite Rentenanbieter wie die »Metallrente« der IG Metall günstige Bedingungen bei den Versicherungsunternehmen herausschlagen.
Auch privat ist die RiesterRente oder Rentenversicherung aufgrund staatlicher Zuschüsse attraktiv. Als Riester-Sparer erhalten Sie bis zu 154 Euro pro Jahr Grundzulage. Für Kinder zahlt Vater Staat bis zu 300 Euro Riester-Zulage. Und wenn ich noch in Ausbildung bin? Der Starterbonus in der privaten Altersvorsorge für junge Menschen unter 25 Jahre beträgt 200 Euro. Wer von einem Häuschen träumt: Mit Wohn-Riester kommen Sie günstiger in Ihre eigenen vier Wände. Und für Selbstständige? Mit niedrigem Einkommen können Sie unter bestimmten Bedingungen auf »Riester« setzen. Besserverdiener unter Selbstständigen und Freiberuflern profitieren von der Rürup-Rente, die auf Steuervorteile setzt.