Atomkraft vorübergehend stabil
30 Jahre Tschernobyl, 5 Jahre Fukushima: Die Folgen sind bis heute messbar
Berlin. Boden, Luft, Wasser – radioaktive Teilchen machen vor keinem Element Halt. Nach den AKW-Unfällen im ukrainischen Tschernobyl und dem japanischen Fukushima wurde aber längst nicht alles untersucht. So stellte die eng mit der Atomindustrie verbundene japanische Regierung bisher keine Studien zur Verseuchung des Pazifik an, obwohl ein bedeutender Teil des radioaktiven Materials aus dem havarierten AKW Fukushima Daiichi sich im Ozean verteilt.
Fünf Jahre nach dem GAU will nun die Umweltschutzorganisation Greenpeace untersuchen, welche Auswirkung die Verstrahlung auf das Meer hat. Ein von einem japanischen Forschungsschiff aus ferngesteuerter Unterwasserroboter soll Messungen vornehmen und Proben einsammeln, kündigte Greenpeace am Mittwoch an. Umweltschützer und Wissenschaftler wollen bis März die Küste um Fukushima untersuchen.
Die Katastrophe dauere an, sagte der inzwischen atomkraftkritische japanische ExRegierungschef Naoto Kan an Bord des Greenpeace-Schiffes »Rainbow Warrior«. Zwar habe sich nach Angaben des Betreibers Tepco die Lage »stabilisiert«. Doch die Reaktoren seien nur »vorübergehend stabil«, weil sie gekühlt würden. »Fünf Jahre später geht das Desaster weiter«, sagte Thomas Breuer von Greenpeace Deutschland. So habe Tepco keine Lösung für die rund 750 000 Tonnen verstrahlten Wassers auf dem Gelände.
Ein Ende der Katastrophe sei für die Bürger in Fukushima nicht in Sicht, sagte Mamoru Sekiguchi von Greenpeace Japan. Auch in und um Tschernobyl leiden die Menschen bis heute unter den Folgen des GAUs. Die Reaktorruine ist nur notdürftig gesichert, die Umgebung Sperrzone. Dennoch leben dort Menschen – und hoffen jährlich 8000 Touristen auf ein »unvergessliches Erlebnis«.