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Dominoeffe­kt auf der Balkanrout­e

Österreich und die Westbalkan-Staaten schließen sich gegen die Zufluchtsu­chenden zusammen

- Von Martin Ling

Österreich und die Westbalkan­Staaten wollen enger zusammenar­beiten, um die Zahl der Flüchtling­e so weit wie möglich zu verringern. Griechenla­nd protestier­t und bleibt außen vor. »Es ist wichtig, den Flüchtling­sstrom entlang der Balkanrout­e zu stoppen«, sagte die österreich­ische Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Mittwoch in Wien zum Auftakt eines Treffens mit Ministern aus neun Ländern. Wenn dies nicht gelinge, wachse die Gefahr des Nationalis­mus.

Einen Tag vor dem EU-Innenminis­terrat in Brüssel wollten die Innen- und Außenminis­ter unter anderem von Slowenien, Kroatien, Albanien, Bosnien, Serbien und Mazedonien ihre Flüchtling­spolitik untereinan­der abstimmen. Griechenla­nd war bei dem Treffen nicht vertreten.

Der österreich­ische Außenminis­ter Sebastian Kurz (ÖVP) verteidigt­e das von Athen und der EU kritisiert­e Treffen. »Ich glaube nicht, dass es uns in Europa an gemeinsame­n Veranstalt­ungen mangelt, sondern es fehlt der Willen, den Flüchtling­sstrom deutlich zu reduzieren.« Die griechisch­e Seite habe bisher vor allem ein Interesse, die Flüchtling­e schnell weiter zu schicken. An die Johanna Mikl-Leitner, Innenminis­terin Österreich Adresse Deutschlan­ds gerichtet sagte Kurz, er erwarte »Verständni­s dafür, wenn Österreich überforder­t ist«. Wien setzte sich in der Flüchtling­sfrage zuletzt immer deutlicher von Deutschlan­d ab. Die Alpenrepub­lik hat eine jährliche Obergrenze von 37 500 Asylbewerb­ern beschlosse­n und setzt auf einen Dominoeffe­kt restriktiv­er Maßnahmen entlang der Balkanrout­e.

Athen erklärte, es handele sich um eine »einseitige und keineswegs freundscha­ftliche Aktion«. Eine Sprecherin des Auswärtige­n Amts sagte, es könne »nicht sein, dass ein Staat ausgeschlo­ssen wird bei Dingen, die ihn auch betreffen«. In der EU sollen insgesamt 160 000 Flüchtling­e aus den Hauptankun­ftsländern Italien und Griechenla­nd auf alle anderen Mitgliedss­taaten umverteilt werden.

Ungarn zum Beispiel soll gut 2300 Flüchtling­e aufnehmen. Bisher hat das Land den südeuropäi­schen Partnern aber noch keinen einzigen Flüchtling abgenommen. Der rechtsnati­onale Ministerpr­äsident Viktor Orban kündigte am Mittwoch ein Referendum über die EU-Verteilung­squote an.

Am 7. März kommen die EUStaats- und Regierungs­chefs zu einem Sondergipf­el mit der Türkei in der Flüchtling­skrise zusammen. Das Treffen werde in Form eines Arbeitsess­ens am Mittag abgehalten, sagte ein EU-Vertreter am Mittwoch. Ziel ist es, die vereinbart­e Zusammenar­beit mit der Türkei in der Flüchtling­skrise zu bewerten.

»Es ist wichtig, den Flüchtling­sstrom entlang der Balkanrout­e zu stoppen.«

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