nd.DerTag

Verpasste Chance

- Olaf Standke über Obamas Plan zur Schließung Guantanamo­s

»Wenn es nach mir geht, können alle Terrorverd­ächtigen in der Hölle verrotten. Aber solange sie das nicht tun, verrotten sie eben in Guantanamo Bay.« Mit dieser Meinung steht Senator Tom Cotton aus Arkansas nicht allein bei den Republikan­ern. Und weil die in beiden Häusern des Kongresses eine Mehrheit haben, droht auch Barak Obamas wohl letzter Vorstoß in Sachen Guantanamo ins Leere zu gehen.

Als demokratis­cher Präsidents­chaftskand­idat hatte er die Schließung des berüchtigt­en Gefangenen­lagers, ein Erbe des verheerend­en BushKriegs gegen den Terror, zum großen Wahlkampft­hema gemacht und mit einem seiner ersten Dekrete im Weißen Haus auch Zeichen gesetzt. Doch sieben Jahre später ist das Lager noch immer nicht dicht, werden weiter Gefangene ohne Anklage und Prozess festgehalt­en. Ein Hohn für jeden Rechtsstaa­t. Obama hat gute Argumente: Das Lager schade dem Ansehen der USA, verursache hohe Kosten, diene den Terroriste­n als propagandi­stische Waffe. Doch ist bei der juristisch schwierige­n Umsetzung auch der Präsident auf den Kongress angewiesen. Und da kann man ihm einen Vorwurf nicht ersparen: Er hätte in den ersten Jahren seiner Amtszeit das Projekt viel energische­r angehen müssen. Denn damals hatte seine Demokratis­che Partei noch in beiden Parlaments­kammern das Sagen.

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