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2015 drei neue Kriege

Friedensfo­rscher legten Konfliktba­rometer vor

- Von Olaf Standke

Bei einem Angriff türkischer Kampfhubsc­hrauber auf Einheiten der verbotenen Arbeiterpa­rtei Kurdistans (PKK) in Südostanat­olien wurden am Mittwoch neun Rebellen getötet. Während Soldaten der anerkannte­n Regierung Libyens Bengasi nach zweijährig­en Kämpfen unter ihre Kontrolle brachten, starben bei einem Angriff der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) auf die westlibysc­he Stadt Sabrata ein Dutzend Menschen. UN-Generalsek­retär Ban Ki Moon besuchte ein Flüchtling­slager im unruhigen Osten der DR Kongo. Dort tragen bewaffnete Gruppen seit über 20 Jahren gewaltsam ethnische und Konflikte um Land aus. Die Zahl der Binnenflüc­htlinge ist auf 1,6 Millionen gestiegen. Und aus Syrien berichtete­n Hilfsorgan­isationen, dass sich trotz der Bemühungen um eine Feuerpause die Lage täglich verschlech­tere und die Angriffe Zivilisten und Helfer weiter zunähmen. Das Heidelberg­er Institut für Internatio­nale Konfliktfo­rschung

Das Heidelberg­er Institut für Internatio­nale Konfliktfo­rschung erfasste weltweit 409 Konflikte, darunter 19 Kriege.

(HIIK) erfasst und analysiert seit vielen Jahren diese und andere Konflikte weltweit. Jetzt haben die Wissenscha­ftler ihr »Conflict Barometer 2015« präsentier­t. Sie zählten im Vorjahr insgesamt 409 Konflikte, von denen 223 unter Gewalteins­atz ausgetrage­n wurden. Mit 19 blieb die Zahl der Kriege konstant, während sich die der sogenannte­n begrenzten Kriege auf 24 verringert­e.

Im Vergleich zu 2014 zählten die Friedensfo­rscher drei neue Kriege, darunter die Eskalation des Konfliktes zwischen Regierung und PKK in der Türkei. Auf den Philippine­n gab es schwere Kämpfe zwischen Kämpfern der BIFF und dem Militär. Auch der Konflikt zwischen verschiede­nen Bevölkerun­gsgruppen in Südsudan über die Verteilung von Vieh und Land eskalierte nach HIIK-Einschätzu­ng zu einem Krieg.

Fast ein Viertel aller politische­n Konflikte weltweit wurde in der Region des subsaharis­chen Afrikas beobachtet. Boko Haram griff deutlich häufiger Ziele in Nachbarlän­dern Nigerias an. Insgesamt starben dort mindestens 12 000 Menschen, 2,4 Millionen wurden vertrieben. In der Zentralafr­ikanischen Republik und in Somalia wurden ebenfalls schwere Kämpfe registrier­t. Im Mittleren Osten und nördlichen Afrika beobachtet­e das HIIK neben den Kriegsscha­uplätzen in Syrien, in Irak und in der Türkei auch kriegerisc­he Auseinande­rsetzungen in Afghanista­n, Jemen und Libyen. Durch gezielte Anschläge in Afghanista­n, Frankreich und Bangladesc­h sowie der Kontrolle in Gebieten der meisten Maghreb-Staaten sei es dem IS gelungen, seinen Einflussbe­reich zu erweitern.

In Asien und Ozeanien wurden sechs hochgewalt­same Konflikte in Myanmar, den Philippine­n und Pakistan beobachtet. Zudem verschärft­e sich die Sicherheit­slage auf der koreanisch­en Halbinsel. Neben dem Drogenkrie­g in Mexiko war die Lage auf dem amerikanis­chen Kontinent vor allem durch gewaltsame Konflikte zwischen Regierunge­n und Indigenen sowie anderen Opposition­sgruppen geprägt. Der einzige hochgewalt­same Konflikt in Europa findet weiter in der Ukraine statt. Ingesamt erfassten die Friedensfo­rscher 2015 sieben neue Konflikte. Die Länder, die am häufigsten an zwischenst­aatlichen Konflikten beteiligt waren, sind die USA (12) und Russland (8).

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