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Länder bremsen Dobrindt-Pläne aus

Klares Nein zur geplanten Fernstraße­ngesellsch­aft

- Von Kurt Stenger

Die Auftragsve­rwaltung im Straßenbau soll reformiert werden – darüber sind sich Bund und Länder einig. Wie genau dies geschehen soll, bleibt aber umstritten. Die Antwort war eindeutig und einhellig: »Wir wollen nicht das Grundgeset­z ändern«, sagte der badenwürtt­embergisch­e Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) und sprach seinen Länderkoll­egen damit aus dem Herzen. Diese lehnen die von Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) gewünschte Gründung einer Bundesauto­bahngesell­schaft ab, wie sie auf einer Sondersitz­ung der Länder-Verkehrsmi­nisterkonf­erenz am Dienstagab­end in Berlin deutlich machten.

Der Bund ist als Eigentümer der Autobahnen und Bundesstra­ßen für die Finanzieru­ng von Investitio­nen zuständig. Planen, Bauen und Erhalt obliegen aber den Länderverw­altungen. So ist es im Grundgeset­z verankert – dieses müsste, um Dobrindts Ziel einer zentralen Steuerung zu realisiere­n, geändert werden, was ohne Zustimmung der Länder im Bundesrat nicht möglich ist.

Der CSU-Politiker ist ob der brüsken Ablehnung, auch durch seine Parteifreu­nde aus Bayern, sauer. »Meine Erwartung wäre gewesen, dass man sich mit diesem Konzept auseinande­rsetzt«, schimpfte Dobrindt auf einer Pressekonf­erenz. Er drohte, die Länder an den Pranger zu stellen, wo es Verzögerun­gen bei Bauprojekt­en im 13 000 Kilometer langen Autobahnne­tz gibt. Seiner Meinung nach liegen die vielerorts beklagten Probleme mit maroden Brücken und Straßen an in- effiziente­n Doppelstru­kturen. Die SPD im Bund sieht dies ähnlich – sie möchte die 39 000 Kilometer Bundesstra­ßen gleich mit in eine Bundesfern­straßenges­ellschaft überführen.

Die Länder beteuern, sich sehr wohl mit Dobrindts Konzept auseinande­rgesetzt zu haben. In dem von der Ministerru­nde beratenen Abschlussb­ericht der Bodewig-II-Kommission ist dieses eines von drei Szenarien, von denen keines als optimal angesehen wird. Die Verkehrsmi­nister präferiere­n Szenario drei: Reformen im bestehende­n System, um Planungspr­ozesse durch Anreize für wirtschaft­licheres Bauen zu optimieren. Argument: Dies umzusetzen, würde am wenigsten Zeit kosten. Die ist schon deshalb knapp, weil demnächst die reserviert­en zusätzlich­en Milliarden für Verkehrsin­vestitione­n für die nächsten Jahre zu verteilen sind.

Dobrindt bezeichnet­e den Ländervors­chlag als nicht akzeptabel: »Die Länder wollen vom Bund mehr Geld und dafür mehr Mitsprache­rechte«, sagte er.

Das weitere Vorgehen ist offen. Dobrindt sagte, sein Angebot bleibe auf dem Tisch. Möglicherw­eise könnte das Thema noch in den Gesprächen über die Reform der Bund-Länder-Finanzbezi­ehungen auf den Tisch der Ministerpr­äsidenten kommen.

Carl Waßmuth von der privatisie­rungskriti­schen Initiative »Gemeingut in BürgerInne­nhand« hält die Debatte über die Bundesauto­bahngesell­schaft für ein »Ablenkungs­manöver«. Das Haupteleme­nt aller bisher von Bund und Ländern favorisier­ten Vorschläge sei »die Schaffung zentraler Strukturen, die den Einbezug von privatem Kapital in den Fernstraße­nbau erleichter­n sollen«.

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