Gemeinschaftsaufgabe sichere Flüchtlingsheime
Präventionskonzept des Landkreises Dahme-Spreewald soll friedliches Zusammenleben erleichtern
Der Landkreis Dahme-Spreewald hat ein Präventionskonzept »Sichere Flüchtlingsheime« verabschiedet – er ist damit Vorreiter im Land. Mit im Boot sind Landrat, Polizeiinspektion und Amtsgericht. Als erster Landkreis in Brandenburg verabschiedete Dahme-Spreewald am Dienstag in Königs Wusterhausen ein gemeinsames Präventionskonzept »Sichere Flüchtlingsheime«. Darin geht es in erster Linie um die Organisation des Zusammenlebens der an verschiedenen Orten untergebrachten oder auch erwarteten ausländischen Asylsuchenden untereinander sowie mit der örtlichen Bevölkerung. Unterzeichnet haben die Vereinbarung Landrat Stephan Loge (SPD), der Leiter der Polizeiinspektion Dahme-Spreewald, Christian Hüller, und der Direktor des Amtsgerichts Königs Wusterhausen, Matthias Deller.
In den Vordergrund rückt das Konzept die Verantwortung der gesamten Gesellschaft für ein gedeihliches Zusammenleben. »Die gelingende Integration zugewanderter Menschen ist eine der wesentlichen gesell- schaftlichen Herausforderungen der europäischen und nationalen Gegenwart und Zukunft und insoweit eine bedeutsame Aufgabe sowohl für Behörden als auch andere staatliche beziehungsweise nichtstaatliche Organisationen, Träger, Vereine und Initiativen«, heißt es in dem Text.
Gerade Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste würden aber im täglichen Kontakt mit Flüchtlingen, die oft aus ganz unterschiedlichen Kulturen stammen, immer wieder vor zunächst ungewohnten Problemsituationen stehen. So würden weibliche Einsatzkräfte mitunter nicht akzeptiert, der richtige Umgang mit Feuer- und Rauchmeldern sei unklar und Polizeibeamte im Dienst würden umringt und fotografiert. Hier wollen die Initiatoren zur Konfliktvermeidung ein einheitliches, präventives Handeln anstreben, das zunächst vorrangig auf Aufklärung und Wertevermittlung abzielt. Angesichts der bisherigen Erfahrungen im Miteinander geht es darum, »dass die Bewohner von Flüchtlingsunterkünften auch bei zum Beispiel spontan aufkeimenden Konflikten friedlich miteinander umgehen und im Bedarfsfall das Handeln der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben zulassen und verstehen«.
Das überraschende Ausmaß des Flüchtlingszustroms stellte auch den Landkreis Dahme-Spreewald vor große Herausforderungen. 2015 waren insgesamt 1764 Flüchtlinge und Asylsuchende vorübergehend unterzubringen – das macht nach Angaben der Kreisverwaltung 0,9 Prozent der Bevölkerung (rund 162 000) aus. Hatte man zu Jahresbeginn noch mit 600 Asylsuchenden gerechnet, so betrug das Aufnahmesoll Ende Dezember 2400 Personen, eine Steigerung um 6,7 Prozent. Am Ende waren zwar weniger Menschen gekommen, doch der Zustrom ist längst nicht versiegt. So habe die Zentrale Ausländerbehörde des Landes in Eisenhüttenstadt dem Landkreis in der Zeit vom 1. Januar bis zum 19. Februar 2016 bereits 409 Ausländer zu Unterbringung zugewiesen. Die größten Gruppen bildeten Menschen aus Syrien (197) und Afghanistan (114) – insgesamt wurden Angehörige von neun Nationen begrüßt. Zugleich erhielten bis zum 19. Februar 398 Menschen – zumeist syrische Kriegsflüchtlinge (362) – eine befristete Aufenthaltsgenehmigung. Derzeit sind im Kreis zehn Gemeinschafts- und drei Notunterkünfte sowie mehrere Wohnverbünde mit Asylbewerbern belegt.
Unterstützung der Flüchtlinge beim Eingewöhnen in die für sie fremde Umwelt und deren Werte- und Rechtsordnung sowie das Schaffen von Vertrauen sehen die Unterzeichner des Konzeptes als Schlüssel für das Gelingen der Integration. Ziel ist ein partnerschaftliches Miteinander aller Beteiligten. Die Behörden bieten dazu umfangreiche Hilfe an.
Nach Angaben des örtlichen Amtsgerichts etwa spielen Straftaten unter den Asylbewerbern bislang keine Rolle, doch gehe es um die juristische Betreuung etwa von unbegleiteten Minderjährigen oder von traumatisierten Personen. Bei Polizei und Feuerwehr geht es zum Beispiel zunächst um die Vermittlung elementarer Kenntnisse beim vorbeugenden Brandschutz, Verkehrserziehung oder Drogenprävention. Für den Fall, dass doch einmal ein Streit in der Unterkunft eskalieren sollte, hat Landrat Loge die Einrichtung von »Deeskalationsräumen« an drei oder vier Standorten angeregt. Vielleicht klärt sich manches, wenn sich dort die erhitzten Gemüter abkühlen können.