Bombe entschärft
Ein Blindgänger wurde am Mittwochnachmittag in einem Oranienburger Gewerbegebiet unschädlich gemacht. Der Bürgermeister beklagt sich wegen der Kosten.
Oranienburg. Ein 250 Kilogramm schwerer Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg ist am Mittwoch um 15.12 Uhr in Oranienburg entschäft worden, wie die Stadtverwaltung anschließend sogleich meldete. Die Bombe mit chemischem Langzeitzünder war bei einer systematischen Suche nach Kampfmitteln in einem Gewerbegebiet an der Lehnitzstraße 73 entdeckt worden. Dabei half ein Verfahren, bei dem mit elektromagnetischen Feldern nach metallischen Gegenständen im Boden gefahndet wird. Eine der festgestellten Anomalien rührte von der Bombe her.
Für die Entschärfung war am Mittwochmorgen ab 8.30 Uhr ein Sperrkreis eingerichtet. Im Umkreis von 1000 Metern mussten 12 000 Anwohner ihre Wohnungen verlassen. Auch fünf Schulen, ein Hort und sechs Kitas waren betroffen, ebenso ein Krankenhaus und ein Seniorenheim. Während der Entschärfung kam es auch zu Einschränkungen und Ausfällen im Zugverkehr. So fuhr die Regionalbahn RE 5 nicht zwischen Löwenberg und Berlin-Gesundbrunnen. Im Ersatzverkehr waren stattdessen Busse unterwegs.
Der Sprengkörper ist die 193. Bombe, die seit 1990 in Oranienburg gefunden wurde. Zuletzt konnten im vergangenen November vier Blindgänger unschädlich gemacht werden. Im Zweiten Weltkrieg sind rund 20 000 Bomben über dem Stadtgebiet niedergegangen, das damals ein wichtiger Standort der Rüstungsindustrie gewesen ist. Bis zu 300 Sprengkörper werden noch im Boden vermutet.
Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke (SPD) beklagte wieder einmal die hohen finanziellen Belastungen durch die Munitionsentschärfungen. Die Stadt bleibe auf den Kosten des Krieges praktisch allein sitzen, sagte er am Mittwoch im rbb-Inforadio. So müsse die Kommune die Unterbringung und den Transport der Menschen in Notunterkünfte bezahlen. »Bisher haben wir vom Bund nicht einen Cent bekommen. Und insofern ist natürlich eine große Bitterkeit in der Stadt Oranienburg oder auch insgesamt im Land Brandenburg«, kritisierte Laesicke. Auch die Zuschüsse des Landes reichen seiner Auffassung nach nicht aus.