Nazigeschichte bleibt unkenntlich
Vorerst keine Gedenktafeln an einstigen NS-Bauten in Bayern
In Bayern stehen Hunderte NS-Bauten, die von Staatsregierung und Behörden weiter genutzt werden. Hinweise auf die historische Bedeutung fehlen in aller Regel. Das wird so bleiben. München. Die vielen NS-Bauten im Eigentum des Freistaats werden nicht für die Öffentlichkeit kenntlich gemacht. Die Grünen scheiterten am Mittwoch im Wissenschaftsausschuss des Landtags mit der Forderung, dass die Staatsregierung das Anbringen von Gedenktafeln an staatlichen Gebäuden zumindest prüfen solle. Doch das ging CSU, SPD und Freien Wählern zu weit. Das Ar- gument: Es stehen so viele Bauten in Bayern in Verbindung mit der Zeit des Nationalsozialismus, dass niemand wisse, wo man anfangen und aufhören solle. »Das ist nach meinem Dafürhalten uferlos«, sagte der stellvertretende Ausschussvorsitzende Oliver Jörg (CSU). Urheber der Gedenktafelidee ist der Grünen-Abgeordnete Sepp Dürr. Sein Ausgangspunkt ist, dass in München und anderswo viele NS-Bauten weiter genutzt werden, ohne dass deren historischer Bezug für die Besucher sichtbar wäre.
Beispiele gibt es allein in München zuhauf: Die Musikhochschule ist im sogenannten Führerbau un- tergebracht, in dem 1938 das Münchner Abkommen unterzeichnet wurde. Agrarminister Helmut Brunner führt seine Amtsgeschäfte im ehemaligen NS-Zentralministerium, Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (beide CSU) residiert im ehemaligen Luftgaukommando Süd, an dessen Fassade bis heute gemörtelte Stahlhelme angebracht sind.
»Mir geht’s nicht darum, Aufarbeitungsorgien bis in die letzte Verästelung zu machen«, sagte Dürr. Er wolle sich auf die bedeutenden Bauten konzentrieren. »Es kann nicht sein, dass staatliche Gebäude zwölf Jahre der Geschichte einfach ausblenden.«