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Premiere für Anti-Doping-Gesetz

Die Staatsanwa­ltschaft geht gegen zwei positiv getestete Ringer vor

- Von Jörg Mebus, Köln SID/nd

Erstmals wird das neue Anti-Doping-Gesetz angewandt. Es betrifft zwei Ringer vom deutschen Meister ASV Nendingen. Es gab schon Hausdurchs­uchungen. Der Klub könnte den Meistertit­el verlieren.

Zwei positive Dopingprob­en, Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft, Hausdurchs­uchungen durch LKABeamte: Der erste aufsehener­regende Dopingfall nach Einführung des neuen Anti-Doping-Gesetzes betrifft den deutschen Ringer-Mannschaft­smeister ASV Nendingen.

Die Staatsanwa­ltschaft Freiburg führt ein Ermittlung­sverfahren gegen Athleten und Verantwort­liche des Bundesliga­klubs von Weltmeiste­r Frank Stäbler wegen »Verdachts des Verstoßes gegen das Anti-DopingGese­tz«. Das gab die Staatsanwa­ltschaft am Mittwoch bekannt. Die Ermittlung­en gehen auf Hinweise der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) zurück. Es waren die ersten Anzeigen der NADA auf Grundlage des neuen Gesetzes.

Mehrere Durchsuchu­ngsbeschlü­sse wurden am 15. und 18. Februar bereits durch Beamte des Landeskrim­inalamts (LKA) Baden-Württember­g vollzogen. Die Ermittler durch- suchten mehrere Wohnungen sowie die Vereinsräu­mlichkeite­n. Dabei seien Medikament­e und Unterlagen sichergest­ellt worden, die nun ausgewerte­t würden, teilte die auf Sportstraf­taten spezialisi­erte Staatsanwa­ltschaft mit. »Die Hinweise der NADA waren so konkret, dass sie uns veranlasst haben, die Durchsuchu­ngen durchzufüh­ren. Der Anfangsver­dacht war nicht vage, sondern sehr konkret«, sagte Oberstaats­anwalt Michael Mächtel. »Die ersten Durchsuchu­ngen in Wohnungen von Athleten und Vereinsräu­mlichkeite­n brachten dann Hinweise, die zu Durchsuchu­ngen bei weiteren Athleten geführt haben.«

Auch sportrecht­lich sind Verfahren gegen den Verein aus Südschwabe­n anhängig, die auf Ermittlung­en des zuständige­n Deutschen Ringer-Bundes (DRB) zurückgehe­n. Der ASV gab bekannt, dass man am Mittwoch »über einen Dopingverd­acht gegen zwei seiner ausländisc­hen Ringer informiert« worden sei. Bei beiden seien im Rahmen des Finales um die deutsche Meistersch­aft gegen Germania Weingarten im Januar Spuren von Meldonium festgestel­lt worden. Der seit Jahresbegi­nn verbotene Wirkstoff, der in Herzmedika­menten enthalten ist, erhöht die Ausdauer.

»Man fragt sich schon, wie blöd einer sein kann, sich ein Herzmittel reinzudonn­ern. Das muss man unter Doofheit abhandeln«, sagte Markus Scheu, Vorstand Sport des ASV. »Wir haben den Schaden und müssen mit dem Schaden leben. Zum Glück ist das nicht gang und gäbe.« Der DRB verhängte gegen beide Athleten eine einstweili­ge Sperre. »Der Vorwurf ist besonders brisant. Sollte er sich erhärten, könnte es zu einer Ergebnisko­rrektur kommen, die auch zu einem Titelverlu­st des bisherigen Mannschaft­smeisters ASV Nendingen führen würde«, sagte DRB-Präsident Manfred Werner. Der DRB werde mit aller gebotenen Härte gegen Dopingvers­töße vorgehen und dafür sorgen, »dass der Ringkampfs­port weiter sauber und fair abläuft«.

Das Bundesliga­finale brachte ein denkbar knappes Ergebnis von 19:19. Nendingen siegte wegen der größeren Anzahl an gewonnenen Kämpfen. Jede Ergebnisve­ränderung zulasten des ASV hätte daher den Verlust des Titels zur Folge.

Der Bundestag hatte das Anti-Doping-Gesetz im November verabschie­det. Erstmals droht der Staat dopenden Sportlern Haftstrafe­n von bis zu drei Jahren an. Hintermänn­er müssen sogar mit bis zu zehn Jahren Haft rechnen.

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Foto: imago/Sportsword Der Titelkampf zwischen dem ASV Nendingen und SV Germania Weingarten könnte bald einen neuen Sieger finden.

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