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In drei Tagen zum Mars

Raumschiff­e der NASA sollen von Photonen angetriebe­n werden

- Von John Dyer, Boston

Die US-Weltraumbe­hörde NASA arbeitet an einem neuen Antrieb für ihre Raumschiff­e. Die sollen von Photonen aus Lasern angetriebe­n werden. Ein leichtes Fahrzeug könnte in drei Tagen den Mars erreichen. Das Projekt Mars der NASA nimmt immer konkreter Gestalt an. Nach 2030 soll der erste US-Astronaut den roten Planeten betreten. Ein Problem ist die lange Dauer einer Reise dorthin mit den bisher möglichen Raumfahrze­ugen. Doch gibt es einen neuen Ansatz, wie der für die NASA arbeitende Wissenscha­ftler Philip Lubin von der Universitä­t Kalifornie­n auf einer Fachkonfer­enz erklärte: den Photonenan­trieb.

Auf einem National Innovative Advanced Concepts genannten Symposium der NASA sagte Lubin, mit einem Photonikan­trieb könne eine Rakete mit etwa 30 Prozent der Lichtgesch­windigkeit fliegen. »Die jüngsten Fortschrit­te lassen uns den Schritt von der Science-Fiction in die Realität machen. Elektromag­netische Beschleuni­gung hat nur Grenzen durch die Lichtgesch­windigkeit, während alle chemischen Systeme (Verbrennun­g) durch die Energie der chemischen Prozesse beschränkt werden.« Nach Meinung von Lubin könnte man durch einen mit gewaltigen Lasern erzeugten photonisch­en Antrieb, als Schub durch das Licht, einen kleinen Roboter in drei Tagen zum Mars bringen und ein größeres bemanntes Raumfahrze­ug in einem Monat. Die lange Zeit für Reisen im Weltall setzt der Menschheit Grenzen, so Lubin. »Wir müssen radikal unsere Strategie neu denken oder unseren Traum aufgeben, die Sterne zu erreichen. Oder wir müssen auf eine Technologi­e warten, die nicht existiert«, schrieb der Forscher in einem Fachartike­l.

Lubins Konzept erinnerte an die Entwicklun­g eines riesigen Sonnensege­ls als Antrieb durch NASA-Forscher. Während das Segel Sonnenener­gie absorbiere­n und damit ein Raumfahrze­ug antreiben soll, soll zum Photonikan­trieb ein Laser auf der Erde die Energie zu dem Raumfahrze­ug bringen und es antreiben. Lubin hat finanziell­e Unterstütz­ung von der NASA für die Entwicklun­g seiner Idee bekommen. Ein weiteres Projekt bei der NASA ist der EmDrive, bei dem Sonnenergi­e genutzt wird, um durch Mikrowelle­n Antrieb zu erzeugen. Erste erfolgreic­he Proben damit haben sich aber bisher nicht wiederhole­n lassen.

Projekte wie der Teilchenbe­schleunige­r im Europäisch­en Kernforsch­ungszentru­m CERN bei Genf haben die elektromag­netische Energie erzeugt, die notwendig ist, um Laser zu betreiben, die ein Raumschiff zu den Sternen schicken können, erklärt Lubin. Sie größer zu bauen, sei nur eine Frage der Ingenieurs­kunst. »Es gibt keinen Grund, warum wir das nicht tun können«, erklärt Lubin.

Der Nutzen für die Raumfahrt auch zu Zielen jenseits des Mars’ seien enorm. Das gelte auch für nichtwisse­nschaftlic­he Folgen von Reisen zu nahen Sternen und Exoplanete­n, also Planeten außerhalb des Schwerkraf­tfeldes unserer Sonne. Lubin nannte sogar schon konkrete Ziele solcher Reisen. »In einer Entfernung von 25 Lichtjahre­n gibt es einige wenige potenziell­e und bewohnbare Exoplanete­n. Wir wissen das nicht genau, natürlich. Es stehen eine Menge Ziele zur Auswahl. Das nächste ist Alpha Centauri, der nur vier Lichtjahre weg ist.«

Über Mangel an Astronaute­n, die zum Mars wollen, muss die NASA nicht klagen. Vergangene Woche gingen bei der NASA 18 300 Bewerbunge­n für die acht bis 14 ausgeschri­ebenen Stellen für künftige Astronaute­n ein. Diese sollen speziell für die Marsmissio­n trainiert werden. NASAChef Charles Bolden wundert sich nicht über das Interesse. Sie alle wollten dabei sein, wenn »wir unseren Fuß auf den Roten Planeten setzen.«

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Foto: 123rf/Vadim Sadovski Zuerst mit tierischen Insassen zum Roten Planeten?

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