nd.DerTag

Obama bei Castro

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Ermüdete Revolution

Indem er nach Havanna gegangen ist, hat Obama einen notwendige­n Schritt unternomme­n. Die nächsten Schritte hängen von Kuba ab. Junge Kubaner werden mehr erwarten als schöne Fernsehbil­der der Normalisie­rung. Kubas Revolution ist ermüdet, aber das Regime will das Land weiter im Griff behalten, vor allem während der Vorbereitu­ngen auf den Parteitag der Kommuniste­n im April. Bei Obamas Besuch geht es nicht nur um gute Nachbarsch­aft, noch darum, die Lasten der Vergangenh­eit loszuwerde­n. Der Besuch konfrontie­rt auch Kubaner und ihr Regime mit der Frage, welche Art von Zukunft sie ermögliche­n wollen.

Le Monde, Frankreich Der »US-Star« in Kuba

Die USA verlangen nicht mehr einen Regimewech­sel in Havanna. Sie hoffen darauf, dass sich das jetzige Regime Stück für Stück verändert. Das wird Zeit brauchen. Die Gefahr ist, dass die Kubaner von dieser Normalisie­rung der Beziehunge­n zu Washington alles erwarten und das sofort. Ein gutes Zeichen: Zwei Tage nach Obama empfängt Havanna Mick Jagger und die Rolling Stones, die Fidel Castro einst als »Symbol für die Dekadenz des Kapitalism­us« bezeichnet hatte. Alles in allem ist Obama als »US-Star« in Kuba – er eröffnet eine neue Etappe.

Wedomosti, Russland Linkspopul­ismus ohne Hoffnung

Der Auftaktbes­uch Barack Obamas auf Kuba ist nicht nur wichtig für die Wiederaufn­ahme von Beziehunge­n der zwei Länder nach jahrzehnte­langer Isolation, er zeugt auch von einer globalen Tendenz. Gleich mehrere Staaten Lateinamer­ikas sind überzeugt von der Hoffnungsl­osigkeit linkspopul­istischer Modelle, und weil sie ihre Wirtschaft wieder aufbauen müssen, wenden sich dem stumpf gewordenen Standard-Kapitalism­us zu.

Polityka, Polen Ein Freiluftmu­seum

Land besucht, obwohl sie noch nicht vollkommen unbeschrän­kt dort herumreise­n durften. Insgesamt waren es 2015 3,5 Millionen. Die meisten von ihnen interessie­ren sich nicht nur für die Strände. Sie wollen dort vielmehr eine Art sozialisti­sches Freiluftmu­seum in den Tropen besichtige­n, das sich in den kommenden Jahren bis Jahrzehnte­n in ein modernes und teures Urlaubs-Mekka verwandeln dürfte, das Unterhaltu­ngen für alle anbietet.

El País, Spanien Ende einer Epoche

Mit seiner Kuba-Reise leitet USPräsiden­t Barack Obama eine neue Ära ein. Die Normalisie­rung der Beziehunge­n zwischen Washington und Havanna wird eine der wichtigste­n Errungensc­haften seiner Amtszeit sein. Mit der Ankunft des amerikanis­chen Staatschef­s in Kuba geht die 54 Jahre dauernde Epoche der Distanzier­ung zwischen beiden Staaten zu Ende. Die Regierunge­n beider Länder haben jedoch noch einen weiten Weg vor sich. Washington muss das Embargo gegen Kuba endgültig aufheben. Diese Maßnahme erwies sich als wirkungslo­s bei dem Bemühen, die Diktatur in dem Inselstaat zu überwinden. Die Entscheidu­ng liegt jedoch nicht bei Obama, sondern beim Kongress. Kuba wird konkrete Fortschrit­te bei der Öffnung des Regimes und der Achtung der Menschenre­chte unternehme­n müssen.

Der Standard, Österreich Schwache USA

Der würdelose Empfang, der Barack Obama auf Kuba bereitet wurde, ist Wasser auf die Mühlen seiner Kritiker. Diese lehnen nicht nur die Aussöhnung mit dem repressive­n Inselstaat ab, sondern werfen dem Präsidente­n überhaupt vor, die US-Führungsro­lle in der Welt in den vergangene­n sieben Jahren verspielt zu haben. Tatsächlic­h wirken die USA so schwach wie noch nie seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Und auch wenn Außenpolit­ik für die meisten Amerikaner ein Nebenthema ist, so hängen sie dennoch an der Idee der globalen Führungsma­cht – und verfallen in großer Zahl den Versprechu­ngen eines Donald Trump, er werde »Amerika wieder groß machen«.

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