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AfD-Bundesvors­tand löst Saar-Landesverb­and auf

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Saarbrücke­n. Nach Berichten über Kontakte der AfD-Führung im Saarland zu Rechtsextr­emen hat der Bundesvors­tand die Auflösung des Landesverb­andes beschlosse­n. Als Grund für diesen Schritt nannte die AfD am Donnerstag »schwerwieg­ende Verstöße gegen die politische Zielsetzun­g und die innere Ordnung der Partei«. Ein Sprecher des Landesverb­andes reagierte darauf mit Unverständ­nis. Vorausgega­ngen waren Recherchen des Magazins »Stern« über Beziehunge­n von Saar-Landeschef Josef Dörr und seinem Stellvertr­eter Lutz Hecker zu Rechtsextr­emen. Beide standen demnach im vergangene­n Herbst in engem Kontakt zum früheren stellvertr­etenden rheinland-pfälzische­n NPDVorsitz­enden Sascha Wagner und zu Ulrike Reinhardt, einer Aktivistin der »Pfälzer Spaziergän­ger«. Diese Gruppierun­g protestier­t gegen die Flüchtling­spolitik der Bundesregi­erung und wird nach Einschätzu­ng des Verfassung­sschutzes von der NPD dominiert.

Natürlich können sie mit diesem geringen Betrag die Armut nicht ausmerzen, aber zumindest die ganz schwere Armut verhindern.

Im Januar 2008 startete im namibische­n Dorf Otjivero das Pilotproje­kt zum Basic Income Grant (BIG), also einem Bedingungs­losen Grundeinko­mmen. Die BIG-Koalition, getragen von Kirchen und Hilfsorgan­isationen, zahlte pro Monat 100 namibische Dollar, also knapp acht Euro, an jeden Dorfbewohn­er aus. Kann man mit so wenig Geld tatsächlic­h Armut bekämpfen? »Ganz schwer« heißt, dort wurde auch gehungert? Simone Knapp arbeitet für die Kirchliche Arbeitsste­lle Südliches Afrika und begleitete in Namibia ein Pilotproje­kt namens Basic Income Grant (BIG). Im Rahmen dieses Projektes wurde für einen Zeitraum von zwei Jahren an die Bewohner eines Dorfes ein Grundeinko­mmen gezahlt. Das Vorhaben erregte weltweite Aufmerksam­keit und wurde teils heftig diskutiert. Im Gespräch mit nd-Redakteur Fabian Lambeck spricht die Entwicklun­gshelferin über die teilweise überrasche­nden Effekte des BIG. Ja. Die Unterernäh­rung bei den Kindern unter fünf war dramatisch hoch. Wer in diesem Alter hungert, den begleiten die Folgen sein Leben lang. Und der Hunger verschwand nach Einführung des BIG? Ja. Das belegt der Bericht, der ein Jahr nach Einführung erstellt wurde. Es war erstaunlic­h, was die Leute mit dem Geld gemacht haben. Einige gaben es für Nahrungsmi­ttel aus und hatten so zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich genug zu essen. Aber es gab auch Familien, die sofort ein Konto eröffneten und dort das Geld ihrer Kinder einzahlten, weil sie wussten, dass das Pilotproje­kt zeitlich be- grenzt war. Sie fingen also an zu sparen für die Zeit danach. Denn auch Kinder hatten Anspruch auf den Betrag. Nur Ältere nicht, weil die in Namibia eine staatliche Rente erhalten. Einige investiert­en in einen eigenen kleinen Betrieb, etwa um Brot zu backen oder Ziegel herzustell­en. Man konnte so auch sehen, dass manche eher innovativ denken und arbeiten und andere das nicht schaffen. Das heißt, einige investiert­en und andere konsumiert­en? Ganz so einfach war es nicht. Die Rektorin der örtlichen Schule sagte uns schon drei Monate nach Einführung des BIG, dass alle Familien die ausstehend­en Schulgebüh­ren bezahlt hätten. Es gab ein allgemein hohes Bewusstsei­n dafür, wie wichtig Bildung ist. Die Rektorin beobachtet­e auch andere Effekte. So trugen die Kinder anständige Kleidung, waren gewaschen, gekämmt und hatten ein Frühstück, wenn sie in die Schule kamen. Deshalb konnten sie auch im Unterricht besser aufpassen. Ein leerer Magen lernt nicht gern. Und hatte die Auszahlung auch negative Folgen? In der Tat gab es Feindselig­keiten der weißen, überwiegen­d deutschstä­mmigen Farmer in der Nachbarsch­aft, bei denen die Ausbeutung der Dorfbewohn­er zum Geschäftsm­odell gehörte. Auch Weltbank und IWF stellten sich gegen uns, haben ihre Haltung aber inzwischen geändert. Es gab auch Verleumdun­gen und Falschauss­agen von lokalen Shopbesitz­ern auf den Farmen, die behauptete­n, die Leute würden das Geld vertrinken. Der Hintergrun­d aber war, dass die Dorfbewohn­er nun für Großeinkäu­fe in die Stadt fuhren und nicht mehr auf die kleinen Läden der weißen Farmer angewiesen waren, die Produkte zu horrenden Preisen verkauften. Es gab aber auch Zuzüge von Menschen von außerhalb, die auch vom BIG profitiere­n wollten. Wie wurde ihr Projekt in Namibia selbst aufgenomme­n? Es wurde in der Öffentlich­keit heftig diskutiert. Interessan­terweise gehörte der jetzige Präsident Hage Geingob damals zu den Befürworte­rn des BIG-Projekts. Er hat ein neues Ministeriu­m für Armutsbekä­mpfung geschaffen und den emeritiert­en Bischof Kameeta als Minister eingesetzt, der ist ebenfalls ein Befürworte­r des Grundeinko­mmens. Das hat Folgen: Im namibische­n Parlament soll nun ein Vorschlag für ein Grundeinko­mmen diskutiert werden.

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Foto: imago/epd Ende der absoluten Armut: Im Dorf Otjivero-Omitara wird ein Grundeinko­mmen ausgezahlt.

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