»Sie wollen uns einschüchtern«
Tochter von getöteter honduranischer Menschenrechtsaktivistin Berta Caceres fordert unabhängige Untersuchung des Mordanschlags
Max Böhnel. Weshalb sind Sie aus Honduras zur UN-Frauenrechtskommission in New York gekommen? genen-Organisation »COPINH«, die sie mitgegründet und geleitet hatte. Da Regierungen und NGOs in New York die Nachhaltigkeitsagenda und ihre ambitionierten Ziele verwirkli- chen wollen, weisen wir darauf hin, dass die Welt eine Verteidigerin der Menschen- und Frauenrechte verloren hat.
Meine Mutter hat genau für diese Ziele gekämpft: Die Beendigung der Armut und die Abschaffung der Ungleichheit innerhalb der Gesellschaft und zwischen Staaten. Sie forderte ein Ende des vorherrschenden ausbeuterischen Entwicklungsmodells, das Menschen unterdrückt und die Natur zerstört – und ganz besonders, das Frauenrechte zu den Menschenrechten gehören. Wen vermuten Sie hinter der Ermordung ihrer Mutter? Dieselben Kräfte, die in den vergangenen Jahren für die Ermordung von Dutzenden Aktivisten in Honduras verantwortlich sind. Sie kommen aus den Reihen des honduranischen Repressionsapparates, der Polizei und des Militärs. Es geht um das Staudammprojekt »Agua Zarca«, das sie schützen und mit allen Mitteln durchpeitschen wollen. Sie versuchen seit Monaten, uns einzuschüchtern. Meine Mutter wurde in den Tagen vor ihrer Ermordung massiv bedroht. Wir haben um ihr Leben gefürchtet. Sie war ja nicht das erste Opfer. Welche Rolle spielt dabei die Politik der USA? 2009 erfolgte in Honduras ein Coup, den die US-Regierung stillschweigend akzeptierte. Die Folgen waren in unserer Region vor allem die Billigung von wirtschaftlichen Großprojekten. COPINH hat sich eindeutig gegen diese Vorhaben gestellt. Deshalb sind wir zum Angriffsziel geworden. Seitdem sind Hunderte von Verträgen an ausländische Unternehmen für Wasserkraftwerke und Schürfungen vergeben worden. Sogenannte Modellstädte sind entstanden. Zu den Resultaten gehören Raubbau und die Enteignung sowie Vertreibung der Bevölkerung. Was fordern Sie unmittelbar? Eine unabhängige Untersuchung der Ermordung meiner Mutter, am besten von unabhängigen Experten der Interamerikanischen Menschenrechtskommission. Der Regierung von Honduras vertrauen wir nicht. Das Problem ist aber, dass die Menschenrechtskommission von der Regierung formal eingeladen werden muss. Dazu ist es bisher nicht gekommen.