Die Liebe zur Weisheit
Philosophie geht in der abendländischen Kultur auf die alten Griechen zurück, die sich unterteilen in Vorsokratiker (600 bis 400 v. Chr.), Griechische Klassik (450 bis 300 v. Chr.) sowie Hellenismus und Spätantike (300 v. Chr. bis 300 n. Chr.). Zu ersteren zählt Heraklit, dem der Satz, man könne nicht zweimal in den selben Fluss steigen, weil »andere Wasser nachströmen«, zugeschrieben wird. Oder auch Pythagoras, der die Zahl als universelles Prinzip einführte. Bekannt sind die Klassiker Sokrates (»Ich weiß, dass ich nichts weiß«), Platon (das Höhlengleichnis, das Begriffe, durch die Ideen erkannt würden, zum »wahrhaft Seienden« erklärt) und Aristoteles als Begründer der formalen Logik und kategorialen Wissenschaft.
Mit dem Hellenismus differenzierte sich die Philosophie. Karneades meinte, Wahrheit durch Empirie sei nur als Wahrscheinlichkeit zu haben, Martianus Capella definierte den Kanon der sieben Freien Künste bestehend aus Grammatik, Rhetorik, Logik einerseits und Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie andererseits. Damit waren die Grundlagen unseres Bildungskanons gelegt. Mit dem Mittelalter verlagerte sich philosophisches Denken in den religiösen Kontext, der mit der Aufklärung aufgebrochen wurde. Es war der Franzose René Descartes (1596-1650), der den Zweifel und damit kritisches Denken stark machte. Bekannt ist sein Satz »Ich denke, also bin ich«.
Doch zum Begründer neuzeitlicher Philosophie wurde der Preuße Immanuel Kant (1724-1804). Ausgehend von seiner Definition der Aufklärung als »Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit (…), wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Ver- standes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen«, forderte er eine entsprechende Schulung der Kinder. »Sapere aude« (Wage es, weise zu sein) oder auch »Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!« wurde zur Leitidee neuzeitlicher Bildung. Im Zentrum von Kants Werk standen die Fragen »Was kann ich wissen?«, mit der er in der »Kritik der reinen Vernunft« die Erkenntnistheorie neu begründet, »Was will ich tun?«, mit der er sich der Ethik in der »Kritik der praktischen Vernunft« zuwendet, und »Was darf ich hoffen?«, die den Horizont der Ästhetik in der »Kritik der Urteilskraft« ausleuchtet. All diese Fragen münden unweigerlich in die Frage nach dem, was der Mensch sei ( homilia.de).
Lange Zeit blieb diese Philosophie Grundlage aller Curricula und doch verkümmerte Philosophie als Schulfach. Erst in den 1970er Jahren wurden in Deutschland ernstzunehmende Curricula für Philosophieren mit Kindern entwickelt. Seitdem haben sich unterschiedliche Richtungen herausgebildet. Zu nennen ist der logisch-argumentative Ansatz des »Philosophierens für Kinder« ( ew.uni-hamburg.de), bei dem das logische Denken im Zentrum steht und der pragmatische Ansatz des »Philosophierens mit Kindern« ( philosophierenmitkindern.de), sich auf das kreative Deuten konzentriert.
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