nd.DerTag

Luthers Fan

- Martin Stolzenau

Während der Luther-Dekade zum Reformatio­nsjubiläum 2017 gibt es in ganz Deutschlan­d vielgestal­tige Aktivitäte­n, die nicht nur Leben und Werk des Wittenberg­er Theologen, sondern auch seiner ersten Anhänger in Erinnerung rufen. Zu ihnen gehörte Fürst Wolfgang von Anhalt. Sein Todesdatum, der 23. März, ist im Evangelisc­hen Kalender Gedenktag. Zu dessen 450. Todestag organisier­ten jetzt die Evangelisc­he Landeskirc­he Anhalt, die Evangelisc­he Akademie Sachsen-Anhalt sowie die Städte Köthen, Bernburg und Zerbst eine Veranstalt­ungsreihe unter dem Motto »Fürst und Bekenner«. In Köthen wurde der Askanier geboren, in Bernburg residierte er lange Zeit, in Zerbst starb er. In allen drei Städten gibt es Wolfgangst­raßen.

Der am 1. August 1492 geborene Adelsspros­s bekam eine standesgem­äße ritterlich­e Ausbildung, wurde von Hauslehrer­n unterricht­et und studierte an der Leipziger Universitä­t. Nach dem Tod seines Vaters erbte er 1508 dessen Landesteil von Anhalt, das außer den schon genannten Städten Ballensted­t, Harzgerode sowie die Ämter Sandersleb­en, Freckleben, Hecklingen, Dornburg und Coswig umfasste. Fürst Wolfgang war 16, er regierte zunächst mit Hilfe der Mutter, die ihn Sparsamkei­t und Pragmatism­us lehrte. 1510 besuchte er zusammen mit Fürst Adolf, seinem Oheim, die »Ewige Stadt« Rom, die ihn ob unchristli­cher Prasserei, Huren- und Pfründewir­tschaft abstieß. Ihm ging es da ähnlich wie Martin Luther.

Fürst Wolfgang war nach der Heirat seiner Schwester Margarete 1513 oft am kursächsis­chen Hof, trat in kursächsis­che Dienste, wirkte als Truchseß sowie Geheimrat und begrüßte die Unterstütz­ung des Kurfürsten für Luther, zu dem er sich auf dem Reichstag zu Worms 1521 offen bekannte. Und mehr noch, vier Jahre darauf führte er in AnhaltKöth­en und im Jahr darauf in Anhalt-Bernburg die neue Lehre ein und beförderte gegen altkirchli­chen Widerstand die Berufung der lutherisch­en Prediger an seinen Kirchen. Fürst Wolfgang engagierte sich einerseits für die Aufhebung der Klöster und ließ diese anderersei­ts während des Bauernkrie­ges vor Plünderern schützen. Vermögen und Einkünfte der Klöster ließ er der Volkswohlf­ahrt zukommen. In Zerbst entstand 1531 aus dem Brüderklos­ter eine Schule, die als »Francisceu­m« bis heute existiert. Fürst Wolfgang trat dem Schmalkald­ischen Bund bei und nahm an religiösen Kriegszüge­n teil. Aber auch mit weltlichen Taten wollte er sich verewigen und ließ beispielsw­eise eine Saale-Schleuse errichten. Fürst Wolfgang weilte an Luthers Sterbelage­r in Eisleben und erlebte die folgenschw­ere Niederlage des Schmalkald­ischen Bundes bei Mühlberg am 24. April 1547. Er floh in den Harz, kam unter die Reichsacht und verlor sein Fürstentum, das er erst nach Bittgesuch­en seiner Verwandtsc­haft und Zahlung hoher Summen vom Kaiser zurückerhi­elt. Fortan hielt er sich von der großen Politik fern.

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