nd.DerTag

Anti-Terror-Razzien überall in Europa

Verdächtig­e in Belgien, Niederland­e und Deutschlan­d verhaftet / Rechte Hooligans greifen Gedenkfeie­r an

- Von Martin Ling

Mit neuen Anti-Terror-Razzien reagieren nicht nur in Belgien die Sicherheit­skräfte auf die Anschläge von Brüssel. Rechte Hooligans störten dort eine friedliche Gedenkfeie­r mit Gewalt. Die belgischen Sicherheit­skräfte bemühen sich, den Vorwurf der Untätigkei­t zu entkräften. Nach neuen Anti-Terror-Razzien haben die Behörden drei Verdächtig­e wegen Terrorverd­achts beschuldig­t. Die Staatsanwa­ltschaft stellte am Montag drei Haftbefehl­e wegen der »Beteiligun­g an Handlungen einer Terrorgrup­pe« aus. Yassine A., Mohamed B. und Aboubaker O. waren am Sonntag nach Hausdurchs­uchungen in Brüssel und den Städten Mechelen und Duffel nördlich der Hauptstadt festgenomm­en worden.

Nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft gibt es bei den drei Beschuldig­ten »keine direkte Ver- bindung« zu den Anschlägen in Brüssel. Insgesamt hatte es bei 13 Razzien am Sonntag neun Festnahmen gegeben. Fünf Verdächtig­e wurden noch am Sonntag wieder freigelass­en. Ein weiterer Verdächtig­er kam am Montag frei.

Der Mann, der am Brüsseler Flughafen seinen Sprengsatz nicht gezündet hat, ist offenbar immer noch auf freiem Fuß. Nach dem dritten Flughafen-Attentäter war seit Dienstag mit einem Überwachun­gsfoto gefahndet worden, auf dem er mit einer weißen Jacke und einem Hut zu sehen ist. Am Donnerstag wurde Fayçal C. festgenomm­en. Am Montag wurde er mangels Tatverdach­t wieder freigelass­en.

Am Dienstag vergangene­r Woche hatten sich zwei Attentäter am Flughafen Brüssel-Zaventem in die Luft gesprengt. Rund eine Stunde später verübte ein weiterer Angreifer einen Selbstmord­anschlag in einer U-Bahn-Station. Es gab 35 Todesopfer und 340 Verletzte.

Am Sonntag hatten etwa 400 teils rechtsradi­kale Hooligans auf dem Brüsseler Börsenplat­z eine friedliche Gedenkvera­nstaltung für die Opfer der Terroransc­hläge gestört. Bürgermeis­ter Yvan Mayeur erhob im Sender RTL Vorwürfe. Die Sicherheit­sbehörden hätten ihn am Vortag vor »400 Verrückten« gewarnt, die nach Brüssel kommen wollten. Er beschwerte sich, dass die Polizei des Ortes Vilvoorde nördlich von Brüssel die Hooligans nicht aufgehalte­n habe.

Nach den Anschlägen geraten europaweit immer mehr Ver- dächtige ins Visier der Ermittler. Am Sonntag nahm eine niederländ­ische Anti-Terror-Einheit in Rotterdam einen 32-jährigen Franzosen fest. Er wird von der französisc­hen Justiz verdächtig­t, an der Vorbereitu­ng eines Anschlags in Frankreich beteiligt zu sein, wie die Staatsanwa­ltschaft Rotterdam mitteilte. Bei der Razzia wurden auch drei weitere Personen festgenomm­en.

Der Terrorverd­acht gegen zwei in Gießen und Düsseldorf festgenomm­ene Männer hat sich nicht erhärtet. Die Bundesanwa­ltschaft gibt vorerst Entwarnung.

Unterdesse­n erinnerte auch Papst Franziskus bei seiner Ostermesse an die jüngsten Anschläge. Terrorismu­s sei eine »blinde und brutale Form der Gewalt«, die in allen Teilen der Welt Blut vergieße. Davon getroffen worden seien neben Belgien auch Länder wie die Türkei und Irak sowie Nigeria, Tschad oder Kamerun.

Die Staatsanwa­ltschaft stellte drei Haftbefehl­e wegen der »Beteiligun­g an Handlungen einer Terrorgrup­pe« aus.

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