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»Birdie« Sanders und der Weltfriede­n

Der linker Senator aus Vermont ist bei den Vorwahlen auf Verfolgung­sjagd – Favoritin für die Präsidents­chaftskand­idatur bleibt aber Hillary Clinton

- Agenturen/nd

Bei den Demokraten bleibt der Kampf Clinton-Sanders nach dem neuesten Wahlgang um die Nominierun­g für die USA-Präsidents­chaft spannend. Washington. Ein knallrotes Comiccover feiert Bernie Sanders in Superhelde­n-Manier bereits als »schlimmste­n Albtraum des obersten einen Prozents« in den USA. Soweit ist es wohl noch nicht. Doch der linke US-Senator hat im Rennen um die Präsidents­chaftskand­idatur der Demokraten gegen seine Rivalin Hillary Clinton aufgeholt. Sanders gewann am Samstag die Vorwahlen in den drei Staaten Washington, Alaska und Hawaii mit deutlichem Vorsprung vor der früheren US-Außenminis­terin. Der Senator reagierte erfreut auf den Schwung für seine Kampagne und zeigte sich optimistis­ch, die Favoritin Clinton doch noch einzuholen.

US-Fernsehsen­dern zufolge holte Sanders in dem Westküsten­staat Washington an der kanadische­n Grenze über 72 Prozent der Stimmen. Dort waren 101 Delegierte­nstimmen zu vergeben. Im schwach bevölkerte­n Staat Alaska schlug er Clinton demnach mit mehr als 79 Prozent, dort waren 16 Delegierte­nstimmen zu holen. Der Staat Hawaii ging mit 71 Prozent ebenfalls deutlich an den Senator aus Vermont. In Hawaii waren 25 Delegierte­nstimmen zu vergeben.

»Danke Alaska!«, schrieb Sanders bei Twitter. »Gemeinsam senden wir die Botschaft, dass diese Regierung uns allen gehört.« Später schrieb er: »Washington, vielen Dank für die riesige Unterstütz­ung!« Es sei nun schwer zu leugnen, dass seine Kampagne an Dynamik gewonnen habe.

Sanders liegt indes noch immer Längen hinter seiner Rivalin Clinton, die bei den bisherigen Vorwahlen bereits deutlich mehr Delegierte­nstimmen gesammelt hat. Um der früheren US-Chefdiplom­atin im Rennen um die Kandidatur noch gefährlich zu werden, müsste Sanders die noch anstehende­n Vorwahlen mit deutlicher Mehrheit gewinnen. Größere Staaten wie New York und Pennsylvan­ia sind indes eher Clinton wohlgesonn­en.

Sanders konnte Clintons Vorsprung von rund 300 Delegierte­n etwas verkleiner­n. Aber auf dem Par- teitag der Demokraten gibt es auch sogenannte Superdeleg­ierte, die abstimmen können, ohne dass sie an Vorwahlerg­ebnisse gebunden sind – zumeist Parteifunk­tionäre und ver- diente Parteimitg­lieder. Hier hat Clinton fast 450 Stimmen mehr auf ihrer Seite als Sanders.

Bei einem Wahlkampfa­uftritt im Staat Wisconsin, wo am 5. April die Vorwahl stattfinde­t, gab sich Sanders am Samstag aber kämpferisc­h. Sein Team sei »auf dem Weg zum Sieg«, sagte er vor jubelnden Anhängern. »Lasst euch nicht einreden, dass wir diese Nominierun­g oder die Präsidents­chaftswahl nicht gewinnen können. Wir werden beides schaffen.«

Clinton reagierte zunächst nicht auf die Niederlage­n in den drei USBundesst­aaten. Sie hat gleichwohl bereits über 1700 Delegierte­nstimmen zusammen, Sanders knapp 1000. Um Präsidents­chaftskand­idat der Demokraten zu werden, sind 2383 Delegierte­nstimmen erforderli­ch. Die Vorwahlen ziehen sich noch bis in den Frühsommer hin, ehe die Kandidaten offiziell gekürt werden.

Schon jetzt ein Sieger ist der kleiner Vogel, der dem Senator während eines Auftritts in Portland (Oregon) einen Besuch abstattete. Er landete in der Nähe des Podiums und flatterte dann auf das Rednerpult, während Sanders über das Thema Bildung sprach. Der Demokrat reagierte mit einem breiten Lächeln, während das Publikum seinem »Birdie« (Vögelchen) Sanders zujubelte. Als der kleine Besucher davonflog, sagte Sanders: »Ich weiß, er sieht nicht danach aus, aber dieser Vogel ist wirklich eine Taube, die uns zu Weltfriede­n aufruft. Keine Kriege mehr!«

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