Ein aufschlussreiches Buch
Zu »Karadzic soll 40 Jahre in Haft«, 26.3., S. 7
Im Zusammenhang mit dem Urteil des Karadzic-Tribunals möchte ich auf ein aufschlussreiches Buch des Österreichers Kurt Köpruner mit dem Titel »Reisen in das Land der Kriege. Erlebnisse eines Fremden in Jugoslawien« aufmerksam machen. Köpruner bereiste aus beruflichen Gründen in den 1990er Jahren viele Male das zerfallende Jugoslawien. Auf der Coverrückseite des Buches heißt es dazu: »Was er dort erlebt hat, entsprach in keiner Weise dem Bild, das westliche Medien von den Ereignissen am Balkan zeichneten.«
Bis heute werden insbesondere Serben dämonisiert. Die Verbreitung von Propagandalügen, die längst als solche entlarvt werden konnten, wird bis heute forciert. Ein Beispiel aus o. g. Buch: Köpruner reiste in eine Ortschaft Kroatiens, von dem es in der Westpresse damals hieß, dass dort die kroatischen Einwohner (Muslime) von den Serben auf dem Sportplatz zusammengetrieben und erschossen worden seien. In Gesprächen mit den Einwohnern erfuhr er, dass im Ort während des Krieges überhaupt keine Kämpfe mit Serben stattfanden und es gar keinen Sportplatz gebe. Solche und ähnliche Begegnungen und eigene Erlebnisse wurden in seinem aufschlussreichen Buch westlichen Lügen und Erfindungen entgegengestellt. »ostdeutscher Perspektive« bleibt mir das Hauptmotiv dieses Kommentars unerschlossen, zumal er sich eingangs den aktuellen Flüchtlingen widmet und danach den jahrelangen »Kettengeduldeten«. Er bezeichnet den Arbeitskräftemangel als »Haupthindernis« für eine selbsttragende wirtschaftliche Entwicklung der Region und verkündet: »Zuwanderung ist eine Überlebensfrage für den Osten« und »Wir brauchen jede fleißige Hand und jeden schlauen Kopf.« Eine progressive Politik brauche Mut zu einer modernen Zuwanderungspolitik. Gut integrierte Personen müssten schnell in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt integriert werden. Geht es ihm in erster Linie um die Solidarität und Humanität mit den vor Kriegen Flüchtenden oder um die »Überlebensfrage für den Osten?« Müssen wir nicht Überlebensfragen auch in anderen Weltregionen mitdenken?