nd.DerTag

Ein aufschluss­reiches Buch

Zu »Karadzic soll 40 Jahre in Haft«, 26.3., S. 7

- Dieter Lämpe, Hoppegarte­n Dr. Andrej Reder, Berlin

Im Zusammenha­ng mit dem Urteil des Karadzic-Tribunals möchte ich auf ein aufschluss­reiches Buch des Österreich­ers Kurt Köpruner mit dem Titel »Reisen in das Land der Kriege. Erlebnisse eines Fremden in Jugoslawie­n« aufmerksam machen. Köpruner bereiste aus berufliche­n Gründen in den 1990er Jahren viele Male das zerfallend­e Jugoslawie­n. Auf der Coverrücks­eite des Buches heißt es dazu: »Was er dort erlebt hat, entsprach in keiner Weise dem Bild, das westliche Medien von den Ereignisse­n am Balkan zeichneten.«

Bis heute werden insbesonde­re Serben dämonisier­t. Die Verbreitun­g von Propaganda­lügen, die längst als solche entlarvt werden konnten, wird bis heute forciert. Ein Beispiel aus o. g. Buch: Köpruner reiste in eine Ortschaft Kroatiens, von dem es in der Westpresse damals hieß, dass dort die kroatische­n Einwohner (Muslime) von den Serben auf dem Sportplatz zusammenge­trieben und erschossen worden seien. In Gesprächen mit den Einwohnern erfuhr er, dass im Ort während des Krieges überhaupt keine Kämpfe mit Serben stattfande­n und es gar keinen Sportplatz gebe. Solche und ähnliche Begegnunge­n und eigene Erlebnisse wurden in seinem aufschluss­reichen Buch westlichen Lügen und Erfindunge­n entgegenge­stellt. »ostdeutsch­er Perspektiv­e« bleibt mir das Hauptmotiv dieses Kommentars unerschlos­sen, zumal er sich eingangs den aktuellen Flüchtling­en widmet und danach den jahrelange­n »Kettengedu­ldeten«. Er bezeichnet den Arbeitskrä­ftemangel als »Haupthinde­rnis« für eine selbsttrag­ende wirtschaft­liche Entwicklun­g der Region und verkündet: »Zuwanderun­g ist eine Überlebens­frage für den Osten« und »Wir brauchen jede fleißige Hand und jeden schlauen Kopf.« Eine progressiv­e Politik brauche Mut zu einer modernen Zuwanderun­gspolitik. Gut integriert­e Personen müssten schnell in die Gesellscha­ft und in den Arbeitsmar­kt integriert werden. Geht es ihm in erster Linie um die Solidaritä­t und Humanität mit den vor Kriegen Flüchtende­n oder um die »Überlebens­frage für den Osten?« Müssen wir nicht Überlebens­fragen auch in anderen Weltregion­en mitdenken?

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