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Hoffnung auf Wiederaufb­au Palmyras

Syrische Armee zog nach wochenlang­en Kämpfen in die antike Wüstenstad­t ein / Rückzug der IS-Dschihadis­ten

- Von Maher Al Mounes, Palmyra AFP

Die Dschihadis­tenmiliz Islamische­r Staat (IS) wurde von der syrischen Armee aus Palmyra vertrieben. Experten begannen mit der Begutachtu­ng der Zerstörung­en. Der syrischen Armee war es am Sonntag nach wochenlang­en blutigen Kämpfen und mit Hilfe der russischen Luftwaffe sowie der libanesisc­hen Hisbollah-Miliz gelungen, Palmyra vollständi­g vom IS zurückzuer­obern. Einem Militärver­treter vor Ort zufolge zogen sich die Dschihadis­ten nach Osten und Norden in ihre Hochburgen Suchnah, Rakka und Deir Essor zurück. Experten entschärft­en Sprengsätz­e und Minen.

Die Wohnbezirk­e in der Neustadt von Palmyra waren nahezu menschenle­er, viele Häuser zerstört. Vor dem Krieg lebten dort etwa 70 000 Menschen. Der Baaltempel lag in Trümmern, der Großteil der Altstadt schien aber intakt zu sein. Syrische Soldaten und russische Kämpfer liefen durch die Ruinen, einige kickten sich einen Fußball zu.

Der IS hatte Palmyra vor etwa zehn Monaten erobert. In den folgenden Monaten schockiert­e die Miliz die Welt mit brutalen Hinrichtun­gen in den Ruinen der Stadt sowie mit der Zerstörung zweier bedeutende­r Tempel, des berühmten Triumphbog­ens und zahlreiche­r Grabmäler.

Syriens Präsident Baschar al-Assad lobte die Rückerober­ung der Stadt als »wichtigen Erfolg« und als »Beweis der Effizienz« seiner Armee. Russlands Staatschef Wladimir Putin rief Assad an, um ihm zu gratuliere­n. Putin habe dabei betont, wie wichtig der Erhalt der historisch­en Stadt sei, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow. Assad wiederum habe Putin für die russische Hilfe gedankt. Die Offensive zur Rückerober­ung von Palmyra hatte Anfang März begonnen. Die Armee will nun von Palmyra aus den IS weiter schwächen und dessen Hochburg Rakka sowie Deir Essor angreifen.

Das Augenmerk in Palmyra richtet sich nun auf das Ausmaß der Zerstörung­en. Altertümer­chef Maamun Abdulkarim sagte, er habe »mit dem Schlimmste­n gerechnet«. »Aber die Landschaft ist im Großen und Ganzen in einem guten Zustand.« Palmyra könne mit Hilfe der UNO wieder aufgebaut werden und »so werden wie vorher«.

Viele der wichtigste­n Ruinen seien nur leicht beschädigt, bei anderen Altertümer­n könnten die herumliege­nden Trümmer wieder eingesam- melt werden, sagte Abdulkarim. »Mit Hilfe der Unesco können wir innerhalb von fünf Jahren die vom IS beschädigt­en und zerstörten Strukturen wieder aufbauen.«

»Wir hatten solche Angst, dass wir in die Ruinen kommen und sie komplett zerstört vorfinden würden«, sagte ein syrischer Soldat. »Doch dann waren wir erleichter­t.« Der Historiker Maurice Sartre gab zu bedenken, dass womöglich nicht alle Zerstörung­en sichtbar seien. Nur 15 bis 20 Prozent der Stadt seien ausgegrabe­n und was unterirdis­ch zerstört worden sei, sei für die »Wissenscha­ft für immer verloren«.

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Foto: AFP/Stringer Syrische Soldaten im alten Palmyra – Weltkultur­erbe der UNESCO

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