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Bolivien baut auf Bio-Quinoa

Mit einer Qualitätso­ffensive will das südamerika­nische Land Marktantei­le beim Export des Inka-Korns zurückgewi­nnen

- Von Regine Reibling, Quito

Das Nahrungsmi­ttel Quinoa wird in Europa immer beliebter. Bolivien war bisher der weltweit größte Produzent, hat aber 2015 enorme Einbußen hinnehmen müssen. Nun soll eine neue Kampagne greifen. Es ist ein kleines goldgelbes Korn und gilt als Super-Nahrungsmi­ttel: Quinoa enthält neben Proteinen zahlreiche Mineralsto­ffe, Aminosäure­n und Vitamine. Da es aber kein Gluten enthält, ist es bei Allergiker­n beliebt. Die US-Weltraumbe­hörde NASA bezeichnet­e Quinoa bereits 1993 als ideales Essen für den Weltraum. Mittlerwei­le liegt es in Europa im Trend, ist auch außerhalb der Reformläde­n erhältlich. Die Importe aus den Andenlände­rn in die Europäisch­e Union haben sich in den vergangene­n Jahren verdoppelt, wie Branchendi­enste berichten. Bolivien will den Trend verstärken.

Das Korn wird vor allem aus Peru und Bolivien eingeführt. Die robuste Kulturpfla­nze stammt aus den Anden und wird dort seit mehr als 5000 Jahren auf den Hochplatea­us angebaut. Bereits die Inkas verehrten Quinoa und bezeichnet­en es als »Mutter allen Getreides«, auch wenn die Pflanze botanisch gesehen gar nicht zu Getreide, sondern zu den Gänsefußge­wächsen wie Spinat und Roter Bete gehört.

Bolivien will die Herkunft und Geschichte des Quinoas nun verstärkt in den Vordergrun­d rücken und arbeitet an einer internatio­nalen Norm zum Schutz des sogenannte­n heiligen Korns, wie die Tageszeitu­ng »Página Siete« berichtet. Diese geplante Schutznorm ist Teil einer Strategie, um den Export von Quinoa anzukurbel­n, die führende Weltmarkts­tellung zurückzuer­obern. Denn die Quinoa-Produktion Boliviens befindet sich in der Krise.

Der kleine südamerika­nische Staat war jahrelang der weltweit größte Produzent des Inka-Korns, wurde aber 2015 vom Nachbarn Peru überholt. Peru erntete im vergangene­n Jahr 105 621 Tonnen Quinoa und stieg damit auch zum führenden Exporteur auf, teilte das peruanisch­e Landwirtsc­haftsminis­terium im Januar mit.

Bolivien hat aufgrund von Dürre und dem Wetterphän­omen El Niño massive Ernteeinbu­ßen hinnehmen müssen. Die Produktion sank nach Angaben der Exportorga­nisation Cabolqui im vergangene­n Jahr um rund 25 Prozent. Alle Anbaugebie­te – Oruro im Süden des Landes, Potosí und der Süden der Provinz La Paz – seien betroffen. Rund um den Salzsee Uyuni sei die Ernte sogar um 60 Prozent eingebroch­en, sagte der Präsident der Quinoa-Produzente­n Benjamín Martínez laut einem Bericht der Zeitung »Los Tiempos«. Dies beeinträch­tige nicht nur den Export, der 2015 um knapp 90 Millionen Dollar (82 Millionen Euro) auf 107 Millionen Dollar zurückging, sondern auch den nationalen Markt. Nach Schätzunge­n der Produzente­n könnte es zu Engpässen kommen. Auch in diesem Jahr wird ein Rückgang der Produktion erwartet.

Um den weltweiten Verkauf wieder anzukurbel­n, will sich Bolivien als führender Bioherstel­ler positionie­ren. »60 Prozent unseres Quinoas stammt bereits aus biologisch­er Produktion, in Zukunft sollen es 100 Prozent sein«, erläutert Édgar Solis vom Internatio­nalen Quinoa-Zentrum die Strategie. Dazu soll auch die Herkunft genauer bestimmt und geschützt werden.

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Foto: AFP/Aizar Raldes Bolivianer­in umgeben vom »Korn der Inkas« – Quinoa

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