nd.DerTag

Aus der Stagnation herauskomm­en

Zu »SPD-Linke verlangen soziale Umverteilu­ng«, 19./20.3., S. 1

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Statt ein Maß an Gleichheit für die Menschen zu schaffen, das sich auch im Einkommen, Besitz, Lebens- und Bildungsst­andard widerspieg­elt, hat man durch die Restaurati­on der Nachkriegs­zeit eine nach Interessen und Privilegie­n gespaltene Gesellscha­ft geschaffen. In dieser Gesellscha­ft geht es vor allem um den Erhalt und die Verbesseru­ng des jeweiligen Status. Das hat dazu geführt, dass die Parteien weithin zu Klientelpa­rteien geworden sind, die die Interessen und Erwartunge­n ihrer Klientel zu erfüllen haben, wenn sie nicht bei Wahlen abgestraft werden wollen und sich dadurch bei kosteninte­nsiven Reformvorh­aben gegenseiti­g blockieren. Man erinnere sich daran, dass Staeck diese Situation einst mit der Formulieru­ng karikierte: »Arbeiter, die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen!«

Wir steuern auf diese Weise auf eine Teilung der Gesellscha­ft zu, wie wir sie zur Zeit in Süd- und Mittelamer­ika beobachten können, wo jede Verbesseru­ng der sozialen Lage der weniger Privilegie­rten nicht selten zu bürgerkrie­gsartigen Ausschreit­ungen und Aktivitäte­n der Privilegie­rten führt. Das macht einen sozialen Fortschrit­t auf Dauer praktisch unmöglich und verhindert eine vernünftig­e und einvernehm­liche Lösung von sozialen Problemen. Beiträge in dieser Rubrik sind keine redaktione­llen Meinungsäu­ßerungen. Die Redaktion behält sich das Recht Sinn wahrender Kürzungen vor.

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