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Investors Waffengesc­häfte

Verbrauche­rbroschüre informiert Kunden über Rüstungsge­schäfte ihrer Finanzinst­itute

- Von Alexander Isele

Eine neue Studie zeigt, welche Banken Rüstungsfi­rmen finanziere­n.

Zwar haben viele deutsche Banken Richtlinie­n für Waffengesc­häfte verabschie­det, allerdings sind diese oft ungenügend, bemängeln Fair Finance und Urgewald. Kaum eine deutsche Bank investiert heute noch in Geschäfte mit Streumunit­ion. Noch vor sechs Jahren war das anders, bis eine bundesweit­e Kampagne mit dem Thema mediale Aufmerksam­keit erregte. Ein Erfolg, über den sich der Geschäftsf­ührer der Nichtregie­rungsorgan­isation Facing Finance, Thomas Küchenmeis­ter, immer noch freut. Damals dachte auch Barbara Happe, Bankenrefe­rentin der Organisati­on urgewald, dies sei der »Einstieg in den Ausstieg« des Bankensekt­ors bei Rüstungsge­schäften. Das war jedoch nicht der Fall.

Am Donnerstag stellten die beiden Organisati­onen in Berlin eine gemeinsame Verbrauche­rbroschüre vor. Mit »Die Waffen meiner Bank« können Kunden jetzt besser nachvollzi­ehen, was für Geschäfte sie mit ihren Anlagen finanziere­n – und sich über Banken informiere­n, die alternativ­e Investitio­nen tätigen.

Dazu haben die Organisati­onen stichprobe­nartig führende deutsche und internatio­nale Rüstungsun­ternehmen auf Geschäftsk­ontakte zu deutschen Banken untersucht – soweit dies möglich war. Nur die börsennoti­erten Rüstungsfi­rmen müssen ihre Geschäftsb­eziehungen offenlegen. Viele der Firmen sind aber kleine und mittelstän­dische Unternehme­n und ihre Bankkontak­te damit Geschäftsg­eheimnis. Zusammen mit der niederländ­ischen wirtschaft­lichen Forschungs­beratung Profundo konnten aber einige Beziehunge­n aufgedeckt werden: So unterhalte­n die Commerzban­k und die Unicredit/Hypoverein­sbank Beziehunge­n zu sechs der acht untersucht­en Rüstungshe­rstellern, die Deutsche Bank sogar zu sieben. Auch die Bayern LB unterhält Finanzbezi­ehungen zu sechs der untersucht­en Firmen. Sie ist nicht die einzige Landesbank, die in Rüstungsge­schäfte involviert ist. Auch die Landesbank Baden-Württember­g, die Norddeutsc­he Landesbank und die Landesbank Hessen-Thüringen investiere­n in Waffengesc­häfte.

Viele Banken haben sich mittlerwei­le Rüstungsri­chtlinien auferlegt. Für Barbara Happe von urgewald sind diese aber »zahnlose Tiger«: Im Praxistest gelten die Richtlinie­n nur für die direkte Finanzieru­ng bestimmter Rüstungsgü­ter wie Streubombe­n oder ABC-Waffen; für legale Waffenexpo­rte gelten sie beispielsw­eise nicht. Neben den vagen Selbstverp­flichtunge­n kritisiert Thomas Küchenmeis­ter auch die mangelnde Transparen­z der Banken: »Die Kunden haben das Recht zu erfahren, in welche Geschäftsz­weige und in welche Firmen ihr Geld angelegt wird.«

Die großen Banken wehren sich gegen den Vorwurf, verantwort­lich für die Investitio­nen zu sein. In Gesprächen mit Verbrauche­rschützern erklären sie immer wieder, dass die Kunden nach Anlagemögl­ichkeiten verlangten, die Rendite abwerfen. Ein Argument, dem Annabel Oelmann von der Verbrauche­rschutzzen­trale Bremen nicht folgen will: »Die Renditen alternativ­er Investment­sfonds sind nicht niedriger, aber auch nicht höher als bei konvention­ellen Fonds«, erklärt sie bei der Vorstellun­g der Studie.

Auch Jutta Hinrichs von der christlich­en Steyler-Ethik-Bank bestätigt, dass es nicht nur am Kunden liegt, welche Produkte die Banken anbieten: Als Privatbank ist die SteylerEth­ik-Bank im Bundesverb­and deutscher Banken vertreten, wo es einen Arbeitskre­is Nachhaltig­e Investitio­nen gibt. Dort hört sie von den großen Banken oft das Argument, dass diese ja proaktiv werden müssten: »Bevor wir alle unsere Mitarbeite­r geschult haben, sollen die Kunden, die alternativ­e Finanzprod­ukte wollen, lieber zu den Nischenban­ken wechseln«, erzählt Hinrichs ein Erlebnis aus dem Arbeitskre­is.

Dass die Geldinstit­ute als Geldgeber und Anteilseig­ner erhebliche­n Einfluss auf die Rüstungsin­dustrie ausüben können, hat die Kampagne gegen Streubombe­n gezeigt. Bis heute sind es allerdings vor allem Nischenban­ken, die Rüstungsun­ternehmen konsequent meiden. Wobei, am Ende kann der Kunde seine Bank selbst wählen. Alternativ­en gibt es.

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Illustrati­on: Facing Finance/urgewald/Ole Kaleschke Finanziert Ihre Bank Waffengesc­häfte?

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