nd.DerTag

Jenseits des Terrortrio­s

- Velten Schäfer über die wahre deutsche Verfassung­sschutzaff­äre

Natürlich ist es möglich, dass abgetaucht­e militante Jungnazis bei einem V-Mann arbeiteten und dessen Führer nichts ahnten. Auch vor der jetzt Furore machenden Dokumentat­ion wies alles in diese Richtung: Die Szene nahm das Geld und lachte über das Amt.

Dass die Dienste in Bund und Land die Aufklärung behindern wie in einem Groschenhe­ft, ist ebenso klar. Was aber wird verschleie­rt? Geht es nur um die Peinlichke­it, dass sich Hochhäuser voll »Experten« von ein paar Rotzlöffel­n benutzen ließen? Oder lief das Spiel nicht doch auch andersheru­m?

2015 sagte der frühere Erfurter NPD-Spitzel Kai-Uwe Trinkaus in der weniger beachteten Dokumentat­ion »V-Mann-Land«, die Rechten hätten vom Verfassung­sschutz durchaus mal Adressen von Linken bekommen – mit dem Hinweis, ein paar hinter die Löffel schadeten nicht. War dies ein Einzelfall?

In Erfurt gab es einst einen exponierte­n, weit links stehenden Gewerkscha­ftsführer, der unter jahrelange­n Attacken psychisch zusammenbr­ach und seinen Job verlor. Wurde vielleicht mal angedeutet, dieser Verrückte könne eine Abreibung vertragen? Steht der Komplex »NSU« jenseits des Terrortrio­s also nicht nur für den aus dem Ruder gelaufenen Versuch, die Szene »von oben« zu kontrollie­ren – sondern sie auch gelegentli­ch als inoffiziel­le Einheit gegen links einzusetze­n?

Gewiss, gewiss: nichts als Geraune! Aber das erhebt sich nun mal unter Umständen wie diesen.

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