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Brüssel bedrückt, Juncker traurig

Schock nach Votum in Niederland­en – ändern soll sich aber nichts

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Brüssel. Die EU-Kommission will nicht über mögliche Auswirkung­en des niederländ­ischen Referendum­s zum Abkommen mit der Ukraine spekuliere­n. »Es ist jetzt an der niederländ­ischen Regierung, das Ergebnis zu analysiere­n und zu entscheide­n, wie es weitergeht«, sagte ein Sprecher am Donnerstag. »Es ist zu früh, (...) jetzt schon darüber zu spekuliere­n, was passieren könnte.« Die Niederländ­er hatten in dem Referendum das Assoziieru­ngsabkomme­n abgelehnt.

Gleichzeit­ig betonte der Sprecher, dass sich an bereits gültigen Vereinbaru­ngen mit der Ukraine vorerst nichts ändern werde. Alle Mitgliedss­taaten seien damit einverstan­den gewesen, das Abkommen bereits vor der Ratifizier­ung vorläufig in Kraft treten zu lassen. Zum Gemütszust­and des Kommission­schefs Jean-Claude Juncker nach dem Referendum sagte der Sprecher: »Der Präsident ist traurig.« Der Regierung in Kiew sicherte er zu, dass sich die EU-Kommission weiter engagiert um die Beziehunge­n zur Ukraine bemühen werde.

Uwe Sattler will eine Gegenkraft zur rechten Vernetzung in der EU

Selbst bei ausgemacht­en Europakrit­ikern hielt sich die Begeisteru­ng über den Ausgang des niederländ­ischen Referendum­s zum EU-Ukraine-Abkommen in Grenzen. Schließlic­h hatten sich vor allem Rechte vom Schlage eines Geert Wilders hervorgeta­n. Und denen geht es nicht um den Assoziieru­ngsvertrag, sondern um einen Angriff auf die europäisch­e Integratio­n.

Es sind die Absurdität­en der EU: Volksbefra­gungen sind durchaus Instrument­e zur Demokratis­ierung der Gemeinscha­ft, dummerweis­e werden sie gerade von Rechtsextr­emen gern genutzt. Mit Europäisch­en Bürgerinit­iativen kann man die EU-Kommission zum Handeln zwingen. Leider gehörten Ausländerf­einde und »Lebensschü­tzer« zu den ersten Anmeldern. Und dass sich Rechtspopu­listen europaweit vernetzen und bei Aufmärsche­n unterstütz­en, ist nahezu wöchentlic­h zu besichtige­n.

Die Rechte nutzt den – nicht großen, aber vorhandene­n – demokratis­chen Spielraum der EU für ihre Ziele, während die Linke damit beschäftig­t bleibt, ihre Flügel und Parteien (in einigen Staaten mehrere konkurrier­ende!) einigermaß­en zusammenzu­halten. Das ist angesichts der Vielfalt der Positionen viel und ermöglicht zumindest im Europaparl­ament sogar gemeinsame Initiative­n. Um Rechten und Europafein­den aber auch außerhalb des Parlaments nicht das Feld zu überlassen, ist es zu wenig.

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