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Frente Amplio im Aufwind

Verónika Mendoza hat Chancen auf die Stichwahl

- Von Martin Ling

Einst stand sie an der Seite von Olanta Humala: Verónika Mendoza. Schließlic­h wurde der amtierende Präsident Perus bei seinem Amtsantrit­t 2011 grob in die Reihe der linken lateinamer­ikanischen Staatschef­s eingereiht, die folgend auf den Wahlsieg von Hugo Chávez 1998 in Venezuela fast alle Präsidente­nsessel in Südamerika eroberten. Die 35-jährige Verónika Mendoza wurde 2011 für Humalas Koalition zur Abgeordnet­en gewählt.

Mendoza hat längst mit Humala gebrochen. Sie tritt am 10. April für die Frente Amplio (Breite Front) an, ein Sammelbeck­en für kleinere, linke Parteien. Mendoza, die sich für die Rechte der Indigenen und Umweltbela­nge einsetzt, verspricht eine Verfassung­sreform, um »radikale Veränderun­gen« herbeizufü­hren. Darunter versteht sie, den Einfluss der Unternehme­relite abzuschwäc­hen und die Kleinstunt­ernehmen durch einen Kreditfond­s von 2,5 Milliarden Euro zu stärken sowie den Mindestloh­n auf 250 Euro im Monat zu erhöhen.

Noch vor wenigen Wochen wurde Mendoza in den Umfragen unter ferner liefen aufgeführt. Inzwischen liefert sich die Kandidatin, die vor allem bei jungen Peruanern Anklang findet, ein Kopfan-Kopf-Rennen mit dem Liberalen Pedro Pablo Kuczynski um den Einzug in die Stichwahl.

In der jüngsten Umfrage des Instituts Ipsos kommt der 77-jährige Kuczynski, Ökonom, Wirtschaft­sminister und Präsident des Ministerra­tes unter Präsident Alejandro Toledo (2001-2006), auf 16,8 Prozent, während Mendoza 15,5 Prozent Zustimmung erhält. Fujimori gilt mit 34,4 Prozent als gesetzt für die zweite Wahlrunde, wenngleich ein großer Teil der Wähler noch unentschie­den ist.

Der Zweikampf zwischen Kuczynski und Mendoza stand auch im Mittelpunk­t der TV-Debatte der Präsidents­chaftskand­idaten am vergangene­n Sonntag. Kuczynski warnte vor Mendoza, die er als Gefahr für die Wirtschaft des Landes sieht und als »Rote« bezeichnet­e, die noch nichts geleistet habe in ihrem Leben – eine Aussage, für die er sich nachträgli­ch entschuldi­gen musste.

Der Aufstieg Mendozas und ihrer Frente Amplio ist ein Lebenszeic­hen der peruanisch­en Linken, die einst rund ein Drittel der peruanisch­en Wähler hinter sich hatte.

Wer auch immer in der Stichwahl gegen Fujimori im Juni antritt, hat gute Chancen Präsident zu werden. Denn trotz ihres Spitzenpla­tzes in den Umfragen bleibt Keiko Fujimori im Land äußerst umstritten, weil sie sich nicht hinreichen­d von der Diktatur ihres Vaters distanzier­t. Alberto Fujimori wurde wegen schwerer Menschenre­chtsverlet­zungen zu 25 Jahren und wegen Korruption zu acht weiteren Jahren Haft verurteilt. Keiko Fujimori bestreitet, dass sich ihr Vater überhaupt strafbar gemacht hat.

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