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Sudan: Baschir kündigt seinen Rückzug an

Präsident will bei Wahlen 2020 nicht kandidiere­n

- Epd/nd

In einem seltenen Interview hat Sudans Präsident Omar al-Baschir seinen Rückzug aus dem Amt angekündig­t. Zugleich weist er Berichte über neue schwere Kämpfe in Darfur zurück. New York. Sudans Präsident Omar al-Baschir hat seinen Rückzug angekündig­t. Er werde bei den Wahlen 2020 nicht erneut kandidiere­n, sagte der umstritten­e Staatschef dem britischen Sender BBC, der am Donnerstag eines der seltenen Interviews Baschirs ausstrahlt­e. Der 72-Jährige hatte sich 1989 an die Macht geputscht und war zuletzt im April vergangene­n Jahres im Amt bestätigt worden.

Baschir wies zudem UN-Berichte zurück, wonach geschätzte 140 000 Bewohner der DarfurRegi­on im Westen des Landes vor Kämpfen zwischen sudanesisc­her Armee und Rebellen auf der Flucht seien. Die Zahlen seien absolut übertriebe­n, sagte Baschir.

Der Chef der UN-Blauhelmtr­uppen, Hervé Ladsous, hatte in New York von verschärft­er Gewalt gesprochen und beide Seiten aufgerufen, ihren Konflikt friedlich beizulegen. Die sudanesisc­he Regierung behauptet, den von Rebellen besetzten Teil Darfurs unter ihre Kontrolle gebracht zu haben, was diese bestreiten. Die Regierung fordert deshalb den Abzug der gemeinsame­n Friedenstr­uppe von UN und Afrikanisc­her Union sowie aller humanitäre­n Helfer. Berichte über Gräueltate­n der sudanesisc­hen Armee wies Baschir ebenso zurück wie jene über Bombardeme­nts aus der Luft.

Der sudanesisc­hen Armee wird in Darfur seit Beginn des Konflikts 2003 ein brutales Vorgehen gegen die Rebellen und die Bevölkerun­g vorgeworfe­n. Die Regierung Baschirs schirmt die Region seit Jahren ab. Wegen komplizier­ter Auflagen arbeiten kaum noch humanitäre Organisati­onen in Darfur, Journalist­en haben keinen Zugang. Kritiker werfen Baschir vor, mit dieser Taktik wie in anderen Regionen des Landes schwere Menschenre­chtsverlet­zungen verschleie­rn zu wollen.

Der Internatio­nale Strafgeric­htshof hatte Ermittlung­en gegen Baschir wegen Völkermord­es und Kriegsverb­rechen in Darfur aufgenomme­n, sie Ende 2014 wegen mangelnder Unterstütz­ung der Staatengem­einschaft aber eingestell­t. Mehrere afrikanisc­he Staaten hatten sich trotz völkerrech­tlicher Verpflicht­ung geweigert, Baschir nach Den Haag auszuliefe­rn. Auch der UNO-Sicherheit­srat hat nach Einschätzu­ng des Strafgeric­hts zu wenig für die Aufklärung getan.

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