Neue Streiks bei Amazon
Ver.di fordert Tarifvertrag am Weltgesundheitstag
Berlin. Mit Streiks an bundesweit sechs Standorten des Onlinehändlers Amazon hat die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di am Donnerstag gegen die Arbeitsbedingungen in den Versandzentren des Unternehmens protestiert. Ein ver.di-Sprecher in Koblenz sagte, die Arbeit dort führe bei einigen Beschäftigten zu psychischen Erkrankungen. Mit mehr als 15 Prozent sei der Krankenstand ständig höher als in anderen Unternehmen der Branche. Amazon wies die Vorwürfe zurück und erklärte, an allen Standorten gebe es »ein professionelles Gesundheitsmanagement«.
»Gesundheitsförderung, gute und gesunde Arbeit – Fehlmeldung. Stattdessen Kontrolle auf Schritt und Tritt, körperlich extrem anstrengende Arbeiten, Kritikgespräche statt Wertschätzung und Anerkennung, verkürzte Pausen durch lange Wege zur Kantine«, sagte der Leipziger Streikleiter Thomas Schneider. Darum rufe ver.di auch am Weltgesundheitstag zum Ausstand auf.
»Arbeit darf nicht krank machen, gesunde Arbeit heißt, körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden«, sagte der Landesfachbereichsleiter Handel Jörg Lauenroth-Mago.. Dazu gehörten »sichere Einkommen, planbare Arbeitszeiten, ausreichend Pausen, Wertschätzung und Anerkennung durch die Vorgesetzten«, wovon bei Amazon »nicht viel zu spüren« sei.
Beide Seiten machten unterschiedliche Angaben zur Beteiligung an den Arbeitsniederlegungen. Der Koblenzer Gewerkschaftssekretär Marko Bärschneider sprach von einer »Super-Beteiligung« mit rund 200 Beschäftigten seit Beginn der Nachtschicht. Am Standort Koblenz sind insgesamt rund 1500 Mitarbeiter beschäftigt. Eine Amazon-Sprecherin sagte, die Beteiligung an den Aktionen sei insgesamt »sehr gering« gewesen. Die Streiks hätte keine Auswirkungen auf die Einhaltung des Lieferversprechens für die Kunden.
Arbeitsniederlegungen gab es am Donnerstag an den AmazonStandorten Koblenz, Bad Hersfeld, Leipzig, Rheinberg und Werne (jeweils Nordrhein-Westfalen) sowie in Graben bei Augsburg.