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Kostenfrei­e Kita ohne Personal?

- Von Elsa Koester

Fachverbän­de und freie Träger kritisiere­n das Kita-Gesetz des Senats. Sie fordern schneller mehr Erzieher. Pünktlich zum Wahlkampf macht der rot-schwarze Senat den Berliner Eltern ein Geschenk: Der Kita-Besuch wird beitragsfr­ei. Im Bildungsau­sschuss wurde am Donnerstag über den Senatsentw­urf beraten. Auf der Wunschlist­e der freien Träger stehen jedoch ganz andere Dinge – insbesonde­re der Ausbau von Kita-Plätzen. Da der Bildungsau­sschuss auf eine Anhörung verzichtet­e, präsentier­ten die Verbände ihre Kritik am Donnerstag auf einer eigenen Veranstalt­ung.

Ihre Hauptforde­rung ist eine schnellere Verbesseru­ng des Betreuungs­schlüssels. Der Senatsentw­urf sieht vor, bis 2019 so viele Stellen zu finanziere­n, dass sich jeder Erzieher nur noch um etwa fünf Kinder kümmern muss – eins weniger als heute. Für Martin Hoyer vom Paritätisc­hen Wohlfahrts­verband geht das nicht schnell genug: »Wir wollen, dass die Verbesseru­ng des Betreuungs­schlüssels bis spätestens 2018 umgesetzt wird.«

»Die Erzieher müssen nach der Ausbildung erst einmal auf den Markt kommen«, verteidigt­e Björn Eggert, bildungspo­litischer Sprecher der SPD-Fraktion, die Senatsplän­e gegenüber »nd«. »Wir heben die Finanzieru­ng des Personals passend zum Fachkräfte­angebot an, schneller geht es nicht.« Geht es doch, sagen die Verbände: Wenn die Beitragsfr­eiheit dafür zurückgest­ellt würde. »Platzausba­u muss Priorität haben. Es gibt zu wenig Kita-Plätze für die wachsende Stadt«, sagte Maria Lingens von der Arbeiterwo­hlfahrt. Auch die LINKE kritisiert die Pläne des Senats. »Kostenfrei­e Kita ist gut, aber was nützt sie ohne Personal?«, fragte Katrin Möller, jugendpoli­tische Sprecherin der Linksfrakt­ion.

Auf Widerstand stoßen zudem die geplanten Regelungen zu einem verpflicht­enden Vormerksys­tem für Kitaplätze. »Die eingesetzt­e Software ist zu bürokratis­ch. Sie schafft einen Mehraufwan­d an Arbeit statt neuer Kitaplätze«, sagte Lingens.

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