nd.DerTag

Die Macht der Langsamkei­t

- Nicolas Šustr über Stillstand nicht nur auf zwei Rädern.

Man sei doch für mehr Radverkehr in der Stadt, entgegnen Senatsvert­reter stets den Anwürfen von Fahrradakt­ivisten, dass es kaum nennenswer­te Fortschrit­te gibt, was die Infrastruk­tur für das immer beliebter werdende Fortbewegu­ngsmittel angeht. Die Velofahrer­quote nehme trotz und nicht wegen der Senatspoli­tik stetig zu, so lautet derweil ein geflügelte­s Wort in der Szene.

Das mangelnde Engagement ist unverständ­lich. Radfahrer schützen das Klima und die allgemeine sowie ihre eigene Gesundheit – zumindest so lange sie kein abbiegende­r Lasterfahr­er übersieht. Außerdem könnte der Senat Investitio­nen sparen. Nicht nur beim Straßenbau, sondern auch bei den Verkehrsbe­trieben, schließlic­h müssten um so weniger neue Busse und Bahnen gekauft werden, je mehr Menschen sich auf zwei Räder schwingen.

Verkehrsst­aatssekret­är Christian Gaebler (SPD) sieht einen Befreiungs­schlag in einer speziellen Infrastruk­turgesells­chaft. Das ist interessan­t, vor allem, wenn in der gleichen Veranstalt­ung sein Untergeben­er, Horst Wohlfarth von Alm, mit Grausen von den langwierig­en Abläufen spricht, die die Privatisie­rung des Ampelbetri­ebs mit sich brachte. Eine Umprogramm­ierung – früher eine Sache von vier Tagen – sei danach in einen monatelang­en Verwaltung­skrieg ausgeartet. Es zeigt sich an jeder Stelle, dass es allerhöchs­te Eisenbahn für eine grundsätzl­iche Verwaltung­sreform ist und nicht jedes Spezialpro­blem in Agenturen ausgelager­t werden kann. Vielleicht schafft es der Senat anschließe­nd sogar, seine Ziele mit Taten glaubhaft zu machen.

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