Die Macht der Langsamkeit
Man sei doch für mehr Radverkehr in der Stadt, entgegnen Senatsvertreter stets den Anwürfen von Fahrradaktivisten, dass es kaum nennenswerte Fortschritte gibt, was die Infrastruktur für das immer beliebter werdende Fortbewegungsmittel angeht. Die Velofahrerquote nehme trotz und nicht wegen der Senatspolitik stetig zu, so lautet derweil ein geflügeltes Wort in der Szene.
Das mangelnde Engagement ist unverständlich. Radfahrer schützen das Klima und die allgemeine sowie ihre eigene Gesundheit – zumindest so lange sie kein abbiegender Lasterfahrer übersieht. Außerdem könnte der Senat Investitionen sparen. Nicht nur beim Straßenbau, sondern auch bei den Verkehrsbetrieben, schließlich müssten um so weniger neue Busse und Bahnen gekauft werden, je mehr Menschen sich auf zwei Räder schwingen.
Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) sieht einen Befreiungsschlag in einer speziellen Infrastrukturgesellschaft. Das ist interessant, vor allem, wenn in der gleichen Veranstaltung sein Untergebener, Horst Wohlfarth von Alm, mit Grausen von den langwierigen Abläufen spricht, die die Privatisierung des Ampelbetriebs mit sich brachte. Eine Umprogrammierung – früher eine Sache von vier Tagen – sei danach in einen monatelangen Verwaltungskrieg ausgeartet. Es zeigt sich an jeder Stelle, dass es allerhöchste Eisenbahn für eine grundsätzliche Verwaltungsreform ist und nicht jedes Spezialproblem in Agenturen ausgelagert werden kann. Vielleicht schafft es der Senat anschließend sogar, seine Ziele mit Taten glaubhaft zu machen.