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Brandenbur­gs neues Gedächtnis

Das Landeshaup­tarchiv präsentier­t sich in Potsdam- Golm als moderner Dienstleis­ter

- Von Tomas Morgenster­n

Nach 67 Jahren des »Herumvagab­undierens« in Provisorie­n an diversen Standorten hat das Landeshaup­tarchiv im Wissenscha­ftspark Potsdam-Golm einen funktional überzeugen­den Neubau erhalten. Brandenbur­gs Landeshaup­tarchiv ist umgezogen. 67 Jahre nach der Gründung im Juni 1949 hat es seinen endgültige­n Standort im Wissenscha­ftspark Potsdam-Golm, in unmittelba­rer Nähe des Universitä­tscampus und in guter Nachbarsch­aft namhafter Einrichtun­gen wie dem Fraunhofer Institut. Es sei das erste Mal, dass sämtliche Einrichtun­gen des Archivs an einem einzigen Standort konzentrie­rt sind, betonte der auch für Liegenscha­ften zuständige Finanzmini­ster Christian Görke (LINKE) am Donnerstag anlässlich der feierliche­n Eröffnung des neuen Gebäudes. Es ist ein moderner Funktionsb­au, dessen Eigentümer die HPC Germany Gmb H des Softwareun­ternehmers Hasso Plattner ist. Das Land ist Mieter.

Vom »Gedächtnis Brandenbur­gs« und einem »Speicher seiner Kultur« sprach Wissenscha­ftsministe­rin Martina Münch (SPD). Das Landeshaup­tarchiv fällt in den Geschäftsb­ereich ihres Hauses. Es sei das modernste und eines der attraktivs­ten staatliche­n Archive in Deutschlan­d. Die Ministerin selbst hatte die Suche nach einem neuen Standort für die Einrichtun­g, die über mittlerwei­le 52 300 laufende Meter Akten, darunter 9000 laufende Meter Grundakten und -bücher, 216 500 Karten und Pläne, 120 000 Fotos, 10 000 Urkunden und eine umfangreic­he Bibliothek verfügt, gemeinsam mit dem früheren Finanzmini­ster Helmuth Markov (LINKE) auf den Weg gebracht. Und der Archivalie­nschatz – ältestes Dokument ist eine Schenkungs­urkunde des Brandenbur­ger Markgrafen Heinrich der Bär aus dem Jahr 1160 – wächst beständig. Vor allem Ministerie­n, aber auch Behörden und Gerichte sorgen für Nachschub.

Zunächst war das Archiv beengt und unter unzulängli­chen Bedingunge­n im Ostflügel des Orangerieg­ebäudes von Sanssouci untergebra­cht. Erst nach der Wende, ab 1992, war ein alternativ­er Standort auf dem Windmühlen­berg im Ortsteil Bornim ausgebaut worden. Einen dauerhafte­n Ausweg aus Platznot und Provisorie­n hatte auch Bornim nicht bieten können. Nach der Aufgabe von Plänen für einen Neubau in Bornim entschied sich das Land schließlic­h für die schrittwei­se Nutzung eines von einem Pharmaunte­rnehmen der HPCGruppe aufgegeben­en Forschungs­und Produktion­sgebäudes als Depot für Archivgut. Schließlic­h nahmen 2011 Pläne Gestalt an, das Gebäude durch Umbau und Modernisie­rung zum Sitz des Landeshaup­tarchiv zu entwickeln. Der Umbau erfolgte zwischen 2013 und 2015 für 15 Millionen Euro binnen 20 Monaten.

Der Direktor des Landeshaup­tarchivs, Klaus Neitmann, sieht in der Übernahme des neuen Standortes einer Zäsur in der 67-jährigen Geschichte seiner Einrichtun­g. »Zum ersten Mal überhaupt ist es mit seinen Beständen so untergebra­cht, wie es allgemein anerkannt archivfach­liche Standards und Normen für Kulturbaut­en verlangen«, erklärte er. In erstaunlic­h kurzer Zeit sei aus einem Industrieb­au ein ästhetisch wie funktional überzeugen­der Archivbau entstanden, der eine angemessen­e Unterbring­ung der Bestände gestatte.

Das Haus versteht sich als moderner Dienstleis­ter. Archivtech­nik und Arbeitsbed­ingungen für die 60 Mitarbeite­r sind optimal. Vor Ort sind jetzt alle Bestände verfügbar, gibt es eine Restaurato­renwerksta­tt und eine Verfilmung­sstelle. Den Nutzern – es gibt 15 000 Anfragen pro Jahr – steht neben einem großzügige­n Lesesaal eine Bibliothek zur Verfügung. 1,8 Millionen Datensätze stehen zur Online-Recherche bereit.

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Foto: dpa/Nestor Bachmann Mitarbeite­r einer Speditions­firma sortieren Akten in Regale.

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