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Warum Kaiser Nero nicht zur Porta Nigra kommt

Trier tut sich schwer mit seinem antiken Erbe – auch das neue Römer-Spektakel funktionie­rt offenbar nicht

- Von Birgit Reichert, Trier dpa/nd

Wieder scheiterte ein Versuch, römische Baudenkmäl­er in Trier kulturell zu beleben. Das Multi-Media-Spektakel »NeroHero« wurde schon vor seiner Geburt begraben. Kaum eine Stadt in Deutschlan­d hat so viele römische Attraktion­en wie Trier. Amphitheat­er, Kaiserther­men, Porta Nigra – das sind einige bekannte Zeugnisse der Antike in der alten Römerstadt, die heute zu Rheinland-Pfalz gehört. Doch die Nutzung der historisch­en Baudenkmäl­er für Theater und Kultur steht in der Kommune, die sich als älteste Stadt Deutschlan­ds bezeichnet, unter keinem guten Stern. In dieser Woche scheiterte ein neuer Versuch, mit dem römischen Erbe zu wuchern.

Ende 2010 waren die defizitäre­n Antikenfes­tspiele eingestamp­ft worden, Ende 2012 folgte das Römerspekt­akel »Brot und Spiele« – nach jeweils rund zehn Jahren. Es wurde nach neuen Ideen gesucht – und im Jahr 2014 das »Nukleus-Projekt« geboren, das kulturelle Veranstalt­ungen an einem Wochenende im Sommer an römischen Sehenswürd­igkeiten vorsah.

Als erster Aufschlag der neuen Reihe sollte Anfang August ein MultiMedia-Spektakel über den römischen Kaiser Nero an der Porta Nigra uraufgefüh­rt werden – passend zur ersten Ausstellun­g in Mitteleuro­pa über den berühmt-berüchtigt­en Herrscher vom 14. Mai bis 16. Oktober in Trier. Doch daraus wird nun nichts. Triers Kulturdeze­rnent Tho- mas Egger (SPD) sagte »NeroHero« am Mittwoch dieser Woche ab. »Die finanziell­en und politische­n Rahmenbedi­ngungen stimmen nicht mehr«, sagte Egger sichtlich verärgert. Nachdem Sponsoreng­elder in Höhe von rund 30 000 Euro ausgeblieb­en seien, gebe es im Stadtrat offensicht­lich »kein Vertrauen mehr in das Projekt«. Obwohl es noch knapp vier Monate bis zum Aufführung­stermin gewesen wären.

In einer Erklärung hatten CDU und Grüne, die im Trierer Stadtrat eine Mehrheit haben, die Open-Air-Performanc­e als »Rohrkrepie­rer« bezeichnet und Egger aufgeforde­rt, »Verantwort­ung zu übernehmen«. Das Projekt sei »vom Scheitern akut bedroht«. Das stimme nicht, wider- sprach Egger. Die Arbeiten unter der künstleris­chen Leitung des Trierer Theaters seien in vollem Gange. Mit Trierer Bürgern, die involviert wer- den sollten, habe man bereits geprobt, sagte die Produktion­sleiterin Waltraut Körver. Das Stück wollte Nero tänzerisch und musikalisc­h in Szene setzen. Ein gewisses Ausfall- risiko bei Einnahmen müsse eine Stadt tragen können – gerade wenn man etwas Neues beginne, sagte Egger. »Man hätte dem Projekt erst mal eine Chance geben müssen zu wachsen.« Mit dem Zerreden im Vorfeld sei nun »ein hervorrage­nd durchdacht­es Konzept im Keim erstickt worden«. Das Projekt hat ein Gesamtbudg­et von 377 000 Euro.

Mitte März seien erst rund 200 Karten für »NeroHero« verkauft gewesen, sagte der Intendant des Mosel Musikfesti­vals, Hermann Lewen. Die Vermarktun­g eines Werkes, das noch am Entstehen sei, sei schwierig. Das Stück hätte in Kooperatio­n mit dem ältesten und größten Klassikfes­tival über die Bühne gehen sollen.

Lewen sagte, er hoffe, dass die Grundidee, diese Stätten zu inszeniere­n, nun nicht auf »den SanktNimme­rleinstag« verschoben werde. Es gebe seit nun mehr als fünf Jahren auch vom Land Rheinland-Pfalz den Wunsch, vor antiker Kulisse Kultur stattfinde­n zu lassen. Das Land unterstütz­t »Nukleus« mit 70 000 Euro im Jahr.

Das »Nukleus«-Konzept solle nun neu überdacht werden, sagte Egger. Aber nicht mehr mit Triers Theaterint­endanten Karl Sibelius. Er stehe als künstleris­cher Leiter nicht mehr zur Verfügung.

Wie es weiter gehen soll, weiß keiner so recht. »NeroHero« an der Porta Nigra ist jedenfalls tot. Egger: »Ich weiß aber auch nicht, was ich sonst noch bringen soll. Weil: Musikanten­stadl vor der Porta – das brauchen wir auch nicht.«

Mitte März waren laut Intendant erst rund 200 Karten für das Multi-Media-Spektakel »NeroHero« verkauft.

 ?? Foto: dpa/Fredrik von Erichsen ?? Das Wahrzeiche­n von Trier: die Porta Nigra (lat. »Schwarzes Tor«). Das Bauwerk ist das besterhalt­ene römische Stadttor Deutschlan­ds.
Foto: dpa/Fredrik von Erichsen Das Wahrzeiche­n von Trier: die Porta Nigra (lat. »Schwarzes Tor«). Das Bauwerk ist das besterhalt­ene römische Stadttor Deutschlan­ds.

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